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Kirchenmodell in der linken Hand. Das oberste Geschoß des Thurmes ist neuer, achteckig und endigt in eine Zwiebelkuppel.

Das Innere hat weite Rippenkreuzgewölbe im Schiff, im Chor ein schönes Sterngewölbe, drei neugothische Altäre und Kanzel, im mittleren Chorfenster schimmert Christus mit Maria und Johannes. Die frühere Kirche ward 1510 wieder erbaut, und trug diese Jahreszahl. Die jetzige wurde nach Entwürfen von Oberbaurath v. Morlok in Stuttgart mit einem „Aufwand von 30.000 Gulden erbaut; die Baulast hatte die Stiftung, der größere Theil der Kosten aber wurde durch milde Beiträge der Pfarrgenossen aufgebracht.

Die Glocken. Große Glocke: Ave Maria Gratia Plena Dominus tecum Benedicta tu in Mulieribus. Herr Georg Samuel Christian Kern, Herr Georg Bernard Nabb. Des Innern Raths Beede Hospital Pflegere. Herr Carl Walter Spital Schreiber 1782.

Mittag- oder Mittelglocke: Aus dem Feuer flos ich, Wolfgang Neidhart in Augspurg gos mich. MDCVII.

Kleine Glocke: Mich gos C. K. Klein in Nördlingen 1845. Ave Maria Gratia Plena Dominus Tecum.

Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege. Das ansehnliche Pfarrhaus, samt dem Garten von einer Mauer umgeben, ist schon alt und vom Staat zu unterhalten. Das mit dem Schulhaus verbundene Rathaus wurde 1835 erbaut.

Der Ort ist mit mäßig gutem Trinkwasser durch 57 Pump- und 14 Schöpfbrunnen hinreichend versehen; die bedeutendsten Quellen sind im westlichen Theil der Markung, ferner drei kleine Weiher. Sechta und Jagst treten häufig Schaden verursachend aus. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; eine Käserei und eine Bierbrauerei besteht. Für ausgedehnte Obstzucht ist das Thal zu kalt und zu neblig. Die Gemeinde besitzt etwas Wald, 60 Morgen Heiden und bezieht aus der Weide jährlich 2100 M., der Pferchnutzung 250 M. Die Pfarrkirchenpflege besitzt 8950 M., die Kapellenpflege Weiler 2800 M., die Armenkastenpflege 6350 M., die Graf Spaursche Kapellen-Stiftung 35 M., die Pfarrer Fuchssche Schulstiftung 514 M.

Das Kapellchen auf der Heide unter alten Eichen, nördlich vom Ort, die der ellwangische Domherr Graf von Spaur erbaute, dient nur der Privatandacht und umschließt ein Muttergottesbildnis.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 568. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_568.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)