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Halle im unteren Stock. Ein schweres sandsteinernes Gurtgewölbe, zu beiden Seiten mit dreieckigen Kappen, bedeckt den Raum. Die abgefasten viereckigen Gurten ruhen auf Konsolen. Über dieser Halle war der Rittersaal, der eine gerade Holzbalkendecke über sich hatte. An die Nordseite der Burgmauer stoßen, soweit sie nicht frei ist, Wirthschaftsgebäude, im Burghof selbst steht eine prachtvolle Linde, die ihre Krone noch über die Dächer und Thürme des Schlosses hebt. Die an seiner schmalen Westseite hoch oben angebrachten Erkerthürmchen sind verschwunden, dagegen stehen noch einige Mauerthürme und zwischen der Ringmauer und der Südwestecke der Burgmauer die Schloßkapelle, in ihrem Unterbau zumeist noch aus dem 13. Jahrhundert. Die Kapelle ist nemlich gegen Süden und Westen zweistockig und birgt vielleicht noch in sich eine alte Unterkirche. Der obere Theil ist gebaut in gothischem Stil gemischt mit Renaissanceformen, ein vieleckiges Chörchen springt gegen Osten vor; im Innern hat das Schiff eine flache hübsche Stuckdecke, das Chörchen ein Rippengewölbe, auf Engelchen ruhend. Ebendaselbst ein schöner Renaissancealtar, auf dem noch drei gute gothische Holzfiguren stehen, St. Veit, Magdalena und Barbara. Auf dem Dachreiter hangen zwei Glocken, die größere mit der Umschrift Sancta Maria, ora pro nobis – 1649 und dem Wappen des Propstes Blarer von Wartensee. In diese Zeit wird auch der Wiederaufbau der Kapelle zu setzen sein. Ein gepflasterter Burgweg führt in südwestlicher Richtung von der Bühlerthannerstraße herauf; ein anderer alter Weg kommt von Süden zwischen der Flur Weinberg und der Flur Bild hindurch über Heuhof und Halden (s. auch ob. S. 324). Die Burg gehört durch ihre gute Erhaltung, ihre geschickte, und sehr wehrhafte Anlage und ihre gediegene Bauart zu den hervorragenden unseres Landes und bietet aus den Fenstern und von den Thürmen ringshin prächtige Aussichten. In ihrer Nähe selbst stehen schöne Baumgruppen und lassen das Bild dieser Veste noch anmuthiger erscheinen. – Das Geschichtliche s. S. 544–547.

Vetterhöfe, Weiler, 21/2 km nordnordöstlich von B. hoch gelegen, mit weiter Aussicht und schönem Blick in das unten (südlich davon) ziehende stille Thal des Dambaches.

Seit Anfang des 15. Jahrhunderts (1407) mindestens bestand hier mehrere Jahrhunderte lang eine ellwangische Schäferei. Wegen des gegenseitigen Viehtriebs beim Vetternhofe und beim

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_556.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)