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allen Jesuitenschulen einen stehenden Artikel bildete, so kommt es auch in Ellwangen seit 1692 genannt vor, bestund übrigens schon früher; 1712 wurde es im Rathhaus eingerichtet, 1778 von Propst Klemens Wenzeslaus, wie es scheint, nur vorübergehend, aufgehoben. – In den 60er und 70er Jahren des 18. Jahrhunderts zählte das Kollegium 14 Priester, 1 auch 2 Magister, zur Besorgung der Geschäfte in Haus und Garten u. s. w. 4 Laienbrüder; eigentliche Lehrer am Gymnasium waren es 7, zuletzt 8, die aber zugleich noch kirchliche und geistliche Nebenämter hatten, 2 Lehrer für die Grammatikalklassen. In Folge der Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Klemens XIV. im Jahr 1773 wurde das Kollegium im Jahr 1774 in das Collegium Ignatianum verwandelt, welchem der ganze seitherige Fundus verblieb, wie denn auch lauter Priester, welche bisher dem Orden angehört hatten, daran angestellt wurden, und das sociale Leben der Inwohner des Kollegiums dasselbe blieb, ein gemeinschaftliches, den gemeinschaftlichen geistlichen und Schulamtsverrichtungen entsprechend.

Das bedeutendste Glied des Jesuitenordens in Ellwangen ist Philipp Jeningen, geb. zu Eichstädt den 5. Jan. 1642, † zu Ellwangen 8. Februar 1704. Im Jahr 1680 von seinen Oberen zur Besorgung der Wallfahrt auf den Schönenberg gesandt, wirkte er hier, in Ellwangen und auf dem Lande in weiter Umgebung, in vier Bisthümern, 23 Jahre lang bis an seinen Tod mit großem Eifer als katholischer Missionsprediger, enge befreundet mit dem Propst Johann Christoph von Adelmann und dem Dekan Ignaz Desiderius Peutinger. Der Apostel des Rieses genannt, stund er im Rufe der Heiligkeit, wie denn eine Reihe Wunder von ihm erzählt wurden. (Über sein Grabmal im Kreuzgang der Stiftskirche s. S. 393) [1].

Nach längeren Verhandlungen, welche sich gegen ein Jahrzehnt hinzogen und während deren es namentlich den Jesuiten gelang, die von den Kapuzinern beabsichtigte Niederlassung auf dem Schönenberg, von welcher sie eine Schädigung ihrer materiellen Interessen befürchteten, zu hintertreiben, wurde den 31. Oktober 1728 den Kapuzinern der bayerischen und schwäbischen Provinz, deren Orden damals 17 Glieder aus dem


  1. Vgl. Aus dem Leben des ehrwürdigen Philipp Jeningen, Priester der Gesellschaft Jesu. Nach P. Pergmayr mitgetheilt von A. Piscalar. Paderborn 1859. W. Hausen, Leben und Tugenden des apostol. Dieners Gottes Philipp Jeningen, aus der Gesellschaft Jesu. Frei bearb. 1873.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_530.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)