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Im Sommer dachte die hohenlohische Regierung ernstlicher an die Wiedereinführung des Protestantismus, indem sie alle Sachen in der Stiftskirche inventirte, einen evangelischen Schulmeister und einen Prädikanten hierherberief, auch in der Stiftskirche allen katholischen Gottesdienst einstellte und den evangelischen einführte. Allein nach dem Falle Regensburgs am 26. Juli kam kaiserliches Volk ins Ries, die hohenlohischen Offiziere begaben sich am 14. August mit ihren besten Sachen aufs Schloß, am 19. drangen kroatische, ungarische und deutsche Streifschaaren durch das Steinthor in die Stadt, wo sie die ganze Nacht greulich hausten und die Schweden vom Schloß herab darein schossen. Am anderen Morgen brachten 40 Dragoner des Oberstlieutenant Gans wieder Ruhe, und es gelang den Streifern an diesem Tage und in der folgenden Nacht nicht mehr in die Stadt zu kommen, wogegen die Hohenlohischen nach längerem Sträuben wieder eingelassen werden mußten. Nach der Nördlinger Schlacht vom 6. September machten dieselben jedoch was nur möglich zu Geld und räumten am 9. d. M. Nachts heimlich das Schloß, worauf sie bei Hohenberg und wiederum zwischen Oberfischach und Bühlerthann von streifenden Kroaten angerannt und meist niedergemacht, auch die zwei von ihnen mitgenommenen Ellwanger, der Kapitelschreiber und Hausmeister, wieder frei wurden. Am 11. kam Oberst Buttler mit 20 Kompagnien Dragoner, um das Stift wieder in alten Stand zu bringen; während er sich selbst aufs Schloß begab, plünderten seine Leute den ganzen Mittag. Die von ihm begehrte Ranzion von 1500 Thalern setzte er schließlich auf 800 herab, zog aber schon Abends wieder auf Hall zu. Nach einigen Wochen kamen 2 altsächsische Kompagnien ins Winterquartier, welche nur an Geld auf 33.000 fl. kosteten. Dazu raffte noch die Pest etliche 100 Menschen in der Stadt weg. Den Aufwand, welchen Hohenlohe durch Befestigung des Schlosses, Werbung und Unterhalt der Besatzung gehabt, liquidirte er auf mehr als 100.000 fl., Oxenstierna erkannte die Liquidation zwar an, allein eine Befriedigung der Ersatzansprüche konnte nicht erreicht werden. Erst am 21. September 1635 traf der Propst wieder in seiner Residenz ein, nachdem er 3 Jahre 48 Wochen 2 Tage abwesend gewesen und sich in Oberschwaben, Bayern und Tirol, zuerst zu Angelberg, dann zu Emming, Bozen, Säbenthal, Rosenheim, Grassau, Reichenhall, Salzburg, Ingolstadt aufgehalten hatte.

Bald darauf kam der Sohn des Kaisers, der ungarische und böhmische König Ferdinand auf der Flucht vor der Pest von Heilbronn und den deutschordenschen Schlössern Horneck und Heuchlingen auch hierher, von wo er nach Wallerstein ging.

Noch dreimal flüchtete der Propst während des Kriegs vor den französisch-weimarischen Truppen, so den 7. Januar 1643, als Marschall Guebriant bei Mergentheim erschien, bis 12. März auf 9 Wochen ins ellwangische Kastenhaus zu Nördlingen, den 18. April 1645, als Türenne und Rosen Schwäbisch-Hall einnahmen, worauf die kurbayrische Armee unter General Mercy nach Ellwangen vorbog und ihr Lager am Schloßberg


    Unterthanen vom 6./16. April bis 7./17. Mai 1634 durch die Birkfeldsche Armee ins Quartier gangen und ihnen abgenommen worden. Summa Summarum des ganzen Unkostens 9987 fl. 19 kr. Erschossen: 1.

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_506.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)