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zurückgewiesen und das Stück durch einen Ausfall erbeutet, und kam es weiter am 7. und 8. März zu Scharmützeln, besonders in der Sontheimer Gegend, zwischen Leuten des schwedischen Oberst Clas Dieterich von Sperreuter einerseits und dem Kapitän Gans und dem ihm zur Hilfe geschickten Oberst Billiche andererseits. Übrigens wurde Gans bald, am 12. April, mit seinen Leuten nach Ingolstadt beordert, worauf an seiner Statt der des Kriegs erfahrene Vogt zu Ellenberg Georg Niclas Ludwig zu einem Kapitän angenommen wurde und eine neue Kompagnie warb. Zwar eroberte Kapitän Bautz mit Hilfe ellwangischer Bauern am 8. Mai das von den Schweden genommene Schloß Kapfenburg wieder, allein Sperreuterische Reiter brannten am 15. Mai das ganze Dorf Stödtlen ab, so daß man das Feuer in Ellwangen sah, und diese und degenfeldische Reiter wurden überhaupt eine große Plage für die ellwangischen Unterthanen, so daß sich die Bauern da und dort zur Gegenwehr stellten. 1

Bereits am 29. Februar forderte Sperreuter Statthalter und Räthe auf, sich in schwedischen Schutz zu begeben, ein Ansinnen, das er selbst noch öfters wiederholte, am 5. Mai verlangte der schwedische Gubernator zu Augsburg, Benedict Oxenstierna, eine alsbaldige Abordnung von Gesandten nach Augsburg, um über alle Städte, Örter u. s. w. des Stifts Bericht zu erstatten, wie andererseits der schwedische Oberst (ellwangischer Lehensmann in Bezug auf Eybach) Christoph Martin von Degenfeld bei den Ämtern Heuchlingen und Abtsgmünd die Übernahme des schwedischen Schutzes bald durchsetzte, und am 15. Mai der Oberstlieutenant Georg Friedrich Holz im Namen des Herzogs Administrators Julius Friedrich von Württemberg dem Stift dessen Schutz aufdringen wollte. Allmählig machte Sperreuter kräftigere Anstalten. Am 16. Mai rückte er von Dinkelsbühl vor, nahm in Birkenzell und Röhlingen Quartier und ließ noch Abends das Schloß, in dem sich Statthalter und Räthe befanden, auffordern, sich ihm zu ergeben, widrigenfalls er mit Feuer und Schwert auftreten werde. Am folgenden Tage verhandelten Statthalter und Räthe in der Stadt mit der Bürgerschaft, welche für eine Übergabe gestimmt war, und nahm Sperreuter Röthlen mit 200 Musketieren ein. Die Unterwerfungsbedingungen, welche seine Abgesandten am 18. d. M. Morgens 7 Uhr mit der ellwangischen Regierung, einem Ausschuß der Geistlichen und der Bürgerschaft, sowie dem Stadtgericht verabredet hatten, verwarf er und nahm am 20. sein Hauptquartier zu Neunheim. Schon am 19. war Stadt und Schloß zur Vertheidigung gerüstet worden, auch etliche Weiber hatten „aus gehabtem Herzmuth“ Obergewehre genommen. Am 20. und namentlich am 21. wurde gescharmützelt, insbesondere vom Pfarrthurm aus gefeuert; Nachmittags des 21. nahm der Feind die St. Wolfgangskirche und des Nachrichters Haus, ein Angriff auf das Steinthor wurde kräftig zurückgeschlagen, auch räumten die Schweden Abends das Eingenommene wieder, da sie die Hohenberger und Tannenburger Amtsunterthanen zu Hilfe ziehen sahen; es wurde ein Ausfall gemacht, des Nachrichters Haus in Brand gesteckt und in der Kirche die Stiege abgebrochen. Auch Degenfeld erschien nunmehr zu Neunheim und Dalkingen wurde größtenteils abgebrannt. Als daher am folgenden Tage (22. Mai) das Bombardement, besonders am Steinthor, heftiger und hier ein Loch in die Mauer geschossen wurde, auch Sperreuter Stadt und

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_503.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)