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von Wolframsdorf 1687–1689 († 17. Juni), zuvor Propst zu Nordhausen in Thüringen, sodann Dekan zu Wimpfen im Thal, wegen seiner Fürsorge für die Rechtspflege gerühmt. Nach seinem Tode und als Verweser während der Regierung der folgenden Pröpste verwaltete der Stiftsdekan Ign. Desid. Peutinger, ein großer Gönner der Jesuiten (s. u.) die Propstei. – Ludwig Anton 1689–1694 († 4. Mai). Geboren den 9. Juni 1660 als der 3. Sohn des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz, ursprünglich Kanoniker, dann Deutschritter, hatte er es im kaiserlichen Kriegsdienste zum General gebracht, legte aber nach einer schweren Verwundung im Jahr 1689 das Kriegsschwert für immer nieder. Im Jahr 1684 wurde er Hoch- und Deutschmeister, später – wenigstens für einige Jahre – weltlicher Abt des Klosters Fescamp in der Normandie. Die Propstei Ellwangen erhielt er von Papst Alexander VIII. den 1. Juni 1690 mit der ausdrücklichen Bewilligung, sie durch einen beständigen Vikar verwalten lassen zu dürfen. Im Jahre 1691 wurde er noch Koadjutor des Erzbischofs von Mainz und Bischof zu Worms; kurz vor seinem Tode hatte er Aussicht, zum Bischof von Lüttich gewählt zu werden, starb aber ebenda, als er sich zur Betreibung seiner Wahl durch persönlichen Einfluß dorthin begeben hatte [1]. – Franz Ludwig 1694–1732 († 18. April), jüngerer Bruder seines Amtsvorgängers, sechster Sohn von dessen Vater, geb. 24. Juli 1664. Er war im Jahr 1683 Bischof von Breslau geworden und wurde noch zu seinen beiden Würden 1694 Bischof von Worms und Hoch- und Deutschmeister, 1710 Koadjutor zu Mainz, 1716 Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1729 von Mainz, worauf er die Trierer Würde niederlegte. Der durch vielfache Ämter in Anspruch genommene, sehr thätige Fürst, welchem Sinn für kirchliche, Bildungs- und wohlthätige Anstalten, wie eine gewisse freigebige Prachtliebe in den Äußerlichkeiten des Gottesdienstes nachgerühmt werden, genehmigte in Ellwangen 1728 die Gründung des Kapuzinerklosters, gewährte den Jesuiten Zuschüsse zu ihrem Kollegium und ihrer Kirche, ordnete den Bau des Gymnasiums an, ließ auch die im Jahr 1709 abgebrannte Schönenbergkirche in ihrer heutigen Gestalt wiederherstellen, vermachte ihr ein mit Brillanten besetztes Kreuz im Werth von 12.000 fl. und einen mit Edelsteinen reich verzierten Ring. Er soll 45.000 fl. Schulden des Fürstenthums abgetragen und 10.000 fl. auf das durch Brand beschädigte Residenzschloß verwendet haben [2]. – Franz Georg, Graf von Schönborn, 1732–1756 († 18. Januar). Er war schon seit 1729 Erzbischof und Kurfürst zu Trier und erhielt am gleichen Tag mit der Propstei Ellwangen das Bisthum Worms. Im Jahr 1749 ff. errichtete er das Seminar auf dem Schönenberg, war namentlich um Verbesserung des Straßenwesens bemüht, aber auch sonst in verschiedenen Zweigen der Verwaltung organisatorisch thätig [3]. – Anton Ignaz, Graf Fugger-Glött zu Kirchberg und Weißenhorn 1756–1787 († 15. Oktober 1787). Ein stillfrommer, gutmüthiger, freundlicher,


  1. Vgl. über ihn Khamm a. a. O. p. 85–97; Joh. Voigt, Geschichte des deutschen Ritterordens 2, 429–443.
  2. Vgl. über ihn Khamm a. a. O. 97–105; Voigt a. a. O. 444 bis 477 und J. Marx, Geschichte des Erzstifts Trier 5, 9–31.
  3. Vgl. über ihn v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius I. (1851) S. 589 ff.; Marx a. a. O. S. 13–26.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_469.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)