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verzichtete er den 8. März 1613 auf die Propstei Ellwangen († 28. Juli 1637). – Johann Christoph II. von Freiberg (Neffe des früheren Fr.) 1613–1620 († 24. Dezember). – Johann Jakob Blarer von Wartensee 1621–1654 († 9. März). Er erlebte die unruhigen Zeiten des 30jährigen Krieges (s. unten) und in seine Regierungszeit fällt der Anfang der Schönenbergkirche. – Johann Rudolf von Rechberg 1654–1660 († 6. April). Zuvor Domdekan zu Eichstädt, seit 1646 geistlicher Administrator und Statthalter des Bisthums Augsburg, legte er nunmehr die Administration desselben in weltlichen Sachen, übrigens nicht durchaus, nieder und war in Ellwangen ein weiterer Förderer der Jesuiten und der Schönenbergkirche [1]. – Johann Christoph III. von Freiberg (Großneffe des 2. F.; von der Eisenberger Linie zu Altheim und Allmendingen) 1660–1674. Zuvor Präsident des bischöflich augsburgischen Hofraths in Dillingen, Dekan, dann Propst des augsburgischen Domstifts, seit 1661 zugleich Administrator des Bisthums Augsburg in geistlichen und Statthalter in weltlichen Angelegenheiten, wurde er im Jahre 1665 allda zum Bischof gewählt, erhielt aber vom Papst (1666) die Erlaubniß, die Propstei Ellwangen unter Aufstellung eines Verwesers noch 8 Jahre lang unter der Bedingung beizubehalten, daß er den 3. Theil ihrer Einkünfte zur Tilgung der auf dem Hochstift Augsburg haftenden Schulden verwende († 1. April 1690) [2]. – Johann Christoph IV. von Adelmann 1674–1687 († 26. August). Dieser wegen seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sehr gerühmte Kirchenfürst war zuvor Domdekan zu Augsburg, wurde der Begründer der großen, in der Folge übrigens fast ganz abgebrannten Schönenbergkirche (s. u.) und schenkte seine aus 5956 Bänden bestehende Bibliothek, welche ihn 18.309 fl. 14 kr. gekostet hatte, nebst seinem mathematischen Apparate dem Kapitel [3]. – Heinrich Christoph


    von Veit Goldsteiner (1553 Chorvikar, vergl. Khamm a. a. O. S. 172 und unten S. 517) vom 1. März 1574 war der frühere Ritus des Stifts vielfach großartiger, reicher und mannigfaltiger als der römische, hatte auch, wie dies in jener Zeit häufig der Fall war, manche an die geistlichen Volksschauspiele streifende Ceremonien in sich schließend, einen ausgesprochen dramatischen Charakter. Vergl. über ihn „Eigene Gebräuche der Stiftskirche zu Ellwangen, I. Kirchenfarben (7: weiß, roth, grün, violett, gelb, schwarz und für den Aschermittwoch aschgrau), II. Liturgische Eigenthümlichkeiten“ in: „Kirchenschmuck“, herausgegeben von Laib und Dr. Schwarz, Jahrg. XIII 1869 S. 23 ff., 50 ff. und „Gottesdienstordnung des hohen Stifts Ellwangen im 16. Jahrhundert vor Einführung des römischen Ritus“ 3 Theile, Handschrift von Pfarrer K. A. Busl auf Grund des liber ceremoniarum bearbeitet und in dessen Besitz. – Der Gebrauch des oben genannten Ellwanger Proprium hörte mit der Säkularisation des Stifts und Errichtung des Bisthums Rottenburg auf und es trat das Proprium der Augsburger bezw. Rottenburger Diöcese an seine Stelle, so daß in der Ellwanger Stiftskirche mit ihren Filialen nur noch eine Patrociniumsfeier mit Oktav für den hl. Veit stattfindet.

  1. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 333 ff., 617-621.
  2. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 334-388.
  3. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 624. 625, OA.Beschreibung Aalen 147.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_468.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)