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Sage, so spielen auch auf dem speziellen der im Mittelalter zu einer ziemlichen Bedeutung gelangten Glockensage in die dichterischen Gebilde wirkliche Ereignisse und geschichtliche Thatsachen hinüber“ – entsagte den Freuden der Welt, begab sich zu seinem Bruder, dem Bischof Erlolf von Langres, und nahm das Ordensgewand an. Dann aber gründete er unter dem Beirath seines Bruders, den er aus Frankreich berief, hinsichtlich der Wahl des Ortes auf seinem eigenen Grund und Boden in einer damals sumpfigen Gegend ein Kloster, welchem er, damals nur im Besitz von 3 Bauernhöfen, beim Ausgange seines Lebens volle 300 Höfe hinterlassen konnte. Wiederum durch Glockengeläute während des Schlafes, verbunden mit der Erscheinung eines lichtgekleideten Jünglings, sowie durch einen Bruder Hariolfs, Franko, auf Ellwangen hingewiesen, eilte Grimold († nach dem Necrolog. Elwac. am 20. August) von einem Hofe K. Pippins zu Bodman am Bodensee, wo er die königlichen Rosse hütete, zu Hariolf. Er traf ihn zu Röhlingen und da es ihnen zu ihrer Betrübnis an Stoff zu einem Ordenskleid fehlte, erhielten sie von einer ihnen völlig unbekannten Frau, die des Weges daher kam, ein Stück Tuch zur Einkleidung Grimolds, der dann am folgenden Tage Mönch wurde. Hariolf unterstellte seine Schöpfung dem beständigen Schutze Pippins, sodann Karls des Großen, der ihn so liebte, daß er ihn stets „Vater Hariolf“ nannte, wurde aber in der Folge Nachfolger seines Bruders Erlolf auf dem bischöflichen Stuhle von Langres. Von letzterem bekam er die Gebeine der römischen Märtyrer Sulpicius und Servilianus, welche dieser von Papst Hadrian I. [772–795, d. h. somit erst zur Zeit Karls des Großen] erhalten hatte. Die Hauptpunkte dieser Erzählung werden wohl nicht zu beanstanden sein, mögen auch die verschiedenen Wunder, welche in dieselbe vorzüglich auf den Gewährsmann Grimold hin eingeflochten werden, den Charakter eines frommen Mythus tragen und mag es immerhin, wenn zwischen Karl dem Großen und Hariolf eine wirkliche nähere Beziehung stattgefunden hätte, auffallend erscheinen, daß uns die Geschichte sonst von diesem letzteren nichts überliefert hat. 1

Hinsichtlich der Zeit der Gründung giebt die Lebensgeschichte Hariolfs nur den Anhaltspunkt, daß sie in die Regierungszeit König Pippins (741–768, d. h. 741–747 Majordomus von Burgund, Neustrien und der Provence, während sein Bruder Karlmann dies von Austrasien, Schwaben und Thüringen war, 747–752 Majordomus und Regent des ganzen fränkischen Reichs, seit 752

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_434.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)