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herein. Zarte Gewölbe, auf Fratzen oder auf Laubkonsölchen ruhend, überspannen sie; außen an der Südseite des Schlosses ist sie durch ein weites Rundbogenportal geöffnet, dies ist das einzige Schmuckstück am ganzen Außenbau. Zwei toskanische Säulen fassen das Portal, oben Renaissanceaufsatz mit dem Wappen des Fürstpropstes, im Fries: 1608 Johann Christof D: G: Propst und Herr zu Ellwangen. Am Schlußstein des Bogens das Zeichen des Baumeisters. Eine nördlich an diese fünfeckige Halle anstoßende rechteckige ist ähnlich behandelt und öffnet sich gegen Osten, gegen den Schloßhof mit einfacherem, aber auch 4 m weitem Rundbogenportal. Durch diese zwei Hallen geschah die Einfahrt in den Schloßhof. Die Jahreszahl 1608 bezeichnet die Vollendung des Schloßbaues (s. o. S. 418).

An der Südseite des Schloßhofes tritt ein rechteckiges Treppenhaus in einfachem Stil des vorigen Jahrhunderts heraus, eine geräumige, schöne, weite, reichstuckirte, sacht ansteigende Freitreppe enthaltend, die hinaufführt bis zum obersten Stock und mit großem Deckengemälde in lichter Höhe endigt, darstellend den Olymp, im Hintergrund Ellwangen. Außen am Giebel dieses Treppenhauses das riesige Wappen König Friedrichs, 1884 in den alten Farben erneuert, in den 4 Ecken des Schloßhofes Rinnendrachen mit gutem Schmiedeisenwerk; links am Eingang zur Küche ein großer gußeiserner Brunnentrog mit dem Wappen des Fürst-Propstes Joh. Christoph von Freyberg und der Jahreszahl 1618.

Inmitten des Hofes ist ein jetzt zugedeckter von Grund auf mit den schönsten Quadersteinen ausgemauerter Ziehbrunnen, 156 Nürnberger Schuh tief; am 9. Februar 1767 stand in ihm das Wasser 54 Schuh hoch.

Bis gegen das Ende der 1840er Jahre hatte das Schloß noch seine innere Einrichtung. Es war in den Zeiten des Fürstenthums mit glänzender Pracht ausgestattet, wovon heute noch die Stuckaturarbeiten, einige Ölgemälde, die eingelegten Fußböden, die schönen Schmiedeisengitter, die vergilbten Stickereien, die Gobelinstapeten mit Scenen aus dem Mythus der Diana mit reichsten Hintergründen vollgiltiges Zeugnis ablegen. Auch ist im ehemaligen Speisesaal ein großes Deckenbild und 12 lebensgroße Bildnisse von 12 Fürstpröpsten, von Heinrich (1521 bis 1552) bis auf Anton Ignaz (1756–1787) noch erhalten, aber das ganze Mobiliar wurde verkauft, und soweit die Räume nicht bewohnt sind, starren sie uns öde und traurig an und dieser Eindruck wird fast noch vermehrt durch den sonnigen Glanz

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)