Seite:OberamtEllwangen 410.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem jeweiligen Landgerichtspräsidenten bewohnt. Über dem Portal eine schöne Madonna in flacherhabener Arbeit und als Inschrift das Distichon: Salve sancta parens nostrae spes una salutis, Rebus in adversis anchora sacra spei. Am Portal selbst die Buchstaben A P F. (Anton Paulus fecit).

Das jetzige Oberamteigebäude Nr. 133 (Staatseigenthum) wurde schon im J. 1505 von einem Johann Wolfrand von dem Stiftskapitel als Stiftsherrnhaus erworben. Über dem früheren Eingang an der Westseite steht, wie in allen Stiftsherrnhäusern, eine Madonna, aus dem vorigen Jahrhundert. Durch den Anbau des schönen Thürmchens an der Südwestecke ergibt es das Bild eines kleinen Schlößchens. Der letzte Stiftsherr, der dasselbe bewohnte, war Philipp Lothar Jos. Freihr. von Kerpen. Das obere Stockwerk des Thürmchens ist mit trefflichen niederländischen Kupferstichen aus dem 18. Jahrhundert austapezirt.

Das dermalige Kameralamtsgebäude Nr. 139 in der Priestergasse diente in fürstlichen Zeiten zu zwei Stiftsherrnwohnungen. Der Fürst Anton Ignaz Fugger, von 1756 bis 1787, machte das ganze Haus zu einer Stiftsherrnwohnung. Der letzte Bewohner Friedrich Karl Alexander Graf von Oettingen-Wallerstein ließ dasselbe durchaus repariren und auf der Außenseite sein Familienwappen anbringen. Von 1803–19 ist dieses Gebäude als Lyzeumslokal benützt und von da an zum Kameralamtsgebäude bestimmt worden. Der zweite Stock besteht aus einem großen Saal.

Das Forstamt Nr. 112 am Marktplatz wurde im Jahre 1501, unter dem Fürsten Albert I. von Rechberg, von Ehrenfried von Vellberg für das Stiftskapitel zu einer Stiftskapitularswohnung erworben. Der letzte Kapitular, Franz Jos. Graf von Künburg, ist am 8. Januar 1820 darin gestorben. Vom 14. Dezember 1830 an wurde es zum Forstamt bestimmt. An der Außenseite des Gebäudes in einer Nische eine schöne überlebensgroße Madonna mit dem Kinde, sie steht auf Wolken, von Engelchen getragen, ein feines, innig empfundenes Werk, unten die Jahreszahl 1697 und das Wappen des Kapitels Ellwangen.

Die sog. Hoheschule Nr. 149 in der Priestergasse war zur Zeit der Existenz des Klosters zur Schule bestimmt. Von 1460 an, wo die Abtei Ellwangen in eine Propstei oder sog. weltliches Chorherrnstift verwandelt wurde, diente es zu Wohnungen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_410.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)