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Rahme getragen, schöne, leicht gefärbte Stuckarbeit. Im Chor neue gemalte Scheiben. Auch Altäre und Kanzel neu, in reichster Renaissance, mit allen erlaubten Mitteln.

Ausdrucksvolle Pieta und Madonna mit Kind aus der Renaissancezeit in zwei Nischen des südlichen Seitenschiffes.

Auch ziehen sich im Chor noch einfache alte gothische Chorsitze hin. – Im Jahr 1753 wurden die Säulen, ehemals rund und für die Last des Gewölbes, das einen Sprung erhalten und dem Einsturz drohte, zu schwach, viereckig gemacht und oben durch kleine Gewölbe verbunden (s. u.).

Die Restauration der Marienkirche wurde nach den Zeichnungen des Malers Fr. X. Kolb ausgeführt; Entwurf, Kartons in natürlicher Größe, Farbenskizze, alles ist von ihm. Auch die Zeichnung zu der schönen Kanzel ist von Kolb, im Bau wie in der Decoration. Jos. Bertsch, Kunstschreiner, der sich in seinem Geburtsort Dormettingen bei Balingen niedergelassen hat, hat Altäre und die Kanzel gefertigt. Unter den die dekorative Malerei ausführenden Kräften hat sich ganz besonders Hans Martin, geb. von Aichstetten, OA. Leutkirch, hervorgethan.

Die Deckengemälde der Kirche sind von Edmund Wiedenmann, Maler in Ellwangen. Diese Notiz steht in einem chronikalen Nachtrag im Taufbuch des Jahres 1753, von der Hand des Stadtpfarrers und Decans Balthasar Häfelin: „4. ist alle Malerei durch Herrn Edmund Wiedenmann, ein Ellwanger und guter Maler, gänzlich neu gemacht, auch alle Felder erweitert worden um 340 Gulden.“

Wiedenmann fertigte auch die schönen Altarblätter Mariä Himmelfahrt und Herz Jesu und Mariä, letztere auf den Seitenaltären, das erstere jetzt in der Kapelle des Kreuzgangs. Der Bildhauer Johann Ludwig hatte die Bildhauerarbeit an sämmtlichen Altären daselbst.

Der ursprüngliche Bau der Kirche weist nirgends auf ein Gewölbe hin. Das stimmt auch zu einer Notiz im Taufbuch, Schluß des Jahres 1753, von Stadtpfarrer Balth. Häfelin: „Vor hundert zwanzig Jahren“ (also ums Jahr 1633) „ist die Kirche, wie auch Chor auf damalige Art mit drei Gewölben und Säulen (denn vorher stund die Kirche unter einem Gewölbe) sammt dem Dachstuhl von Wälschen gebaut worden.“ Das „eine Gewölb“ war offenbar ein Holzplafond. Auch die Empore war ja noch bis 1753 von „brauner Holzarbeit“ und „sehr rauchig“.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)