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und Trosburg, der Kathedralkirche zu Augsburg obersten Custos, der fürstlichen Kirche zu Ellwangen ältesten Kanonikus, auch Jubilars und Propsts von Wiesensteig u. s. w. Mit ihm wuchs von der Kindheit an 79 Jahre hindurch das größte Mitleiden mit den Armen, die Freigebigkeit gegen die Gott geheiligten Tempel und die Andacht zu der Gottesgebärerin. Wie er diese im Leben als seine geliebteste Mutter ehrte, so hat er sie sterbend zum Erben all seiner Habe eingesetzt, nur seinen Leichnam dieser seiner Kapelle zurücklassend, damit er in dem für immer gestifteten Heiligthum eine immerwährende Hinterlage seiner unerschöpflichen Freigebigkeit bleibe. – Die Kapelle ist also 1701 vom Canonikus Franz von W., nicht von dem Stiftsdekan Joh. Jos. Franz Gabriel von W., der nach dem dritten Denkmal 1690 geboren, am 22. September 1753 starb; sie wurde auch nicht zu Ehren des hl. Joh. von Nepomuk erbaut, vielmehr geschah die Stiftung zu Ehren Mariä, und wenn nicht auch der Titel, so doch wenigstens der Einbau zu Ehren der hl. Familie. Drei Fresken im Gewölbe sind dieser gewidmet, der hl. Jungfrau das Bild der unbefleckt Empfangenen, Jesu symbolisch der Mannaregen, dem hl. Josef das Vorbild des traumdeutenden und zum Retter und Nährvater Egyptens gewordenen Josef, des Sohnes Jakobs. Im Altarblatt erweitert sich der Gesichtskreis auf die nächsten Verwandten der hl. Familie, zu deren Füßen sie gruppirt sind. Daher auch die Inschrift mit der Widmung: Triadis creatae Consanguineis. Die Verehrung des erst im J. 1729 kanonisirten Joh. von Nepomuk, – eine Reliquie kam am 15. April 1739 in den Besitz der Kirche – gab 1740 einer Bruderschaft ihre Entstehung, deren Vermögen in Verbindung mit einer älteren, von Spaurschen Stiftung zur Errichtung des Benefiziums, jetzt Kaplanei zum hl. Joh. von Nepomuk Anlaß und Mittel bot (Schwarz, a. a. O. S. 47). Ein schönes, hohes, sich perspektivisch vertiefendes Schmiedeisengitter verschließt die Kapelle gegen die Kirche hin. An einem der Wandbilder steht: Jo. Se. Hueber 1707.

Die geräumige zweistockige Sakristei, an Stelle der alten, noch auf dem Kirchenmodell der Erzplatte sichtbaren, an das südliche Seitenschiff und die Ostseite des rechten Querschiffarmes hin gebaut 1699 (diese Jahreszahl steht in der inneren Sakristei), verdeckt außen gerade einen der schönsten Theile der Kirche.

Bei Übersiedlung des Generalvikariats nach Rottenburg wurden i. J. 1818 zur Ausstattung der dortigen Domkirche viele

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)