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durch das höchst gediegene Mauerwerk gerechtfertigt wird, auf eine zweigeschossige und auch noch unten offene Arkadenhalle einen Westthurm zu stellen. Derselbe steht über dem mittleren der vier Gewölbquadrate, die in Form eines gleichseitigen Kreuzes ohne Ostarm an die Kirche stoßen, und so hat das den Thurm tragende Gewölbequadrat vorn und zu Seiten je ein stützendes Quadrat und lehnt sich mit der vierten, mit der Ostseite, an die sehr dicke durch Blendbögen und das tief einspringende Hauptportal noch verstärkte Westmauer der Kirche. Die Vorhalle, unten einst offen, oben geschlossen und nur in der Mitte gegen die Kirche geöffnet, muß, als sie noch nicht zugebaut war, prächtig gewirkt haben. Quadratische Freipfeiler, gegen außen mit Wandbändern (Lisenen), gegen innen mit Halbsäulen besetzt, tragen die Bögen, die man wegen der auf ihnen ruhenden Last spitzbogig machte; die Gewölbe selbst sind in den Seitenquadraten in der Tonne geführt, über den zwei in der Hauptaxe liegenden Quadraten fehlen sie jetzt, es waren wohl auch Tonnengewölbe. Die Halbsäulen haben scharf umrissene Würfelknäufe unter hohen, mit Blattwerk verzierten Deckplatten, und steile attische Füße mit kleinen Eckknollen. Die Bogenleibungen sind gefast und an den Fasen diamantiert. Durch diese Zierat mildert sich Wucht und Strenge. Leichte Bemalung mit braunrothen Strichen hob die einzelnen Formen. Das Obergeschoß der Vorhalle bildet eine eigene geräumige Kapelle, mit rippenlosen Kreuzgewölben und Ecksäulen, und öffnete sich im mittleren Quadrat mit Rundbogen und vortretender Tribüne nach der Kirche; vor der Tribüne stand der (dem h. Stephanus geweihte) Altar; eine in den Cluniacenserkirchen beliebte Anordnung. Säulen und Pfeiler sind ganz ähnlich denen der Kirche, z. B. den Vierungspfeilern, nur die Ecksäulen haben schönes vielfach verschlungenes Blattwerk. Ein Gefühl hoher Kraft geht durch den stillen, noch ganz im alten Steinton gebliebenen Raum, der durch glatteingeschrägte Rundbogenfenster erhellt wird. Besonders kräftig sind die breiten Kämpferkapitäle. Gegen außen sind die Rundbogenfenster wohl gegliedert mit Kehlen und Rundstäben. Der ganze Vorbau erscheint mit dem Leib der Kirche so verbunden, daß das äußerste Quadrat wieder als besonderer Ausbau vortritt, er trägt auch ein besonderes Giebeldreieck, was alles gut vorbereitet auf den aus dem Giebeldach der drei hinteren Quadrate der Vorhalle aufsteigenden Westthurm, der unten herauf noch der alte ist, nur sein oberstes Stockwerk ist gothisch, wie man deutlich an den

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_373.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)