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längern Kettenschmucks war. Eine Gruppe für sich, man kann sagen eine Garnitur, so gleichartig ist die Ornamentik durchgeführt, bilden zwei Schnallen mit Beschläg und Gegenbeschläg, ein langes Riemenende und ein scheibenförmiges Besatzstück. Als erstes Merkmal fällt die Ausstattung der Stücke mit purpurnen Glasscheibchen auf, die wie es scheint auf Goldfolien ruhen. Auf silbertauschirten Eisensachen finden wir diesen Schmuck häufig; auf Erz kommt er selten vor. Dann ist die gravirte Linearverzierung bemerkenswerth. Während in den Mittelfeldern das geometrische Ornament vorwiegt, ziehen sich um den Rand thierhafte Gestalten; auf der einen oder andern Platte glaubt man sitzende Tauben zu erkennen, auf andern bildet sich das Motiv, ohne seinen Grundcharakter zu verlieren, ins Fischartige hinüber. Die zwei Schnallendorne mit ihren eingesetzten Glasaugen haben den Anschein von Entenköpfen. Das östlich gelegene Doppelgrab gab reiche und hervorragende Beilagen, an Waffen zwei Spathafragmente, dabei ein guter gegossener Bronzeknauf mit Riemenornament, zwei Saxe, einen Schildbuckel, eine schöne Lanzenspitze, 38 cm lang, die Schneide an der Breitstelle nach außen geschwungen, ferner Pfeilspitzen von mannigfacher Form, darunter namentlich die dünnen, mit langen spitzen Widerhacken versehenen; eine Trense; drei massive Bronzeringe, von sehr gleichmäßigem Rundstab, eine Menge kleiner bronzener Beschläg- und Riemenbesatzstücke, darunter mehrere der bekannten, durch drei runde Einschnitte ausgezeichneten Scheibchen; pyramidale Stücke; Schnällchen, Riemenzungen u. s. w.; dann ein unverzierter Goldstreif mit drei Nietlöchern, eine gemusterte blaue Glaspaste mit vier Warzen. Endlich zwei gegossene Bronzegeschirre, eine schwere gestielte Schale mit durchbrochenem Fuß, und ein gehenkelter Krug, beide aus einem Guß. Der Stiel der Schale erbreitert sich nach dem gerade abgeschnittenen Ende hin, ist oben mit quer und schräg gravirten Linien verziert, auf der Unterseite des Endes mit einer jetzt zerbrochenen Öse versehen. Die Schale ist von innen und außen durch Reihen mehrfacher konzentrisch eingegrabener Linien verziert, die offenbar schon auf der Hohlform erhaben aufgedreht wurden. Der Fuß verstärkt sich an seinem Abschluß, unterhalb des durchbrochenen Bandes. Die Zeichnung desselben, wie die Formgebung des Ganzen hat noch Verwandtschaft mit römischen Erzeugnissen, doch fallen diese nie so massig aus, auch ist der Guß des Gefässes, der an sich eine recht gute Leistung ist, durchaus nicht

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)