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der nach der Donau führenden römischen Heerstraßen. So stellt sich das Ganze dar als ein großartiges, weitverzweigtes Allarmirungssystem, das die operirende Feldarmee fortwährend über den Stand und die Bewegungen des Feindes aufklärte und der Armee zugleich in kurzen Entfernungen von einander feste Rückhalte und gesicherte Deckungen bot. Manche, besonders die größeren mit Erdwall umgebenen Lager standen wohl in friedlichen Tagen leer und füllten sich erst in stürmischer Zeit. Beachtenswerth ist noch, daß namentlich in den Schanzwerken vor der Linie neben römischen Scherben auch altgermanische sich finden, zuweilen auch Trichtergruben; das mag darauf hindeuten, daß hier auch germanische Truppen verwendet wurden. Überhaupt zeigt gerade die Ellwanger Gegend in den Scherbenfunden Formen und Thonmischungen, die auf ein Eindringen der römischen Töpferei in die germanische und umgekehrt schließen lassen. Weitere Funde müssen hierüber weitere Klarheit bringen. 1

Die römischen Straßen. Als wichtigste Römerstraße läuft durch den südöstlichen Theil des Oberamts die sog. Peutinger-Straße, es ist dies jene auf der sog. Peutinger-Tafel, einer Nachbildung einer römischen Straßenprofilkarte (s. E. Paulus sen., Erklärung der Peutinger Tafel, Stuttg. 1866, Schriften des Württemb. Alterthumsvereins I. 8.) verzeichnete Hauptstraße, die von Vindonissa (Windisch) in der Schweiz in einem großen Bogen durch Baden, Württemberg und Bayern nach Regensburg führte, und über deren genaue Feststellung sich schon so viele Gelehrte den Kopf zerbrochen haben. Diese Straße muß eine der ältesten Straßenanlagen der Römer gewesen sein, sie wurde zweifelsohne gebaut zur Unterwerfung und Sicherung des Landes zwischen dem Schwarzwald und der Donau und zwar mit Benützung uralter vorrömischer „Hochwege“, und mit Hereinziehung schon vor den Römern bestehender Ansiedlungen, wie die Namen so mancher daran liegenden Orte beweisen, (vergl. A. Bacmeister, Alemannische Wanderungen, Stuttgart, 1867) auch mit Berücksichtigung einiger schon bestehender Ringwälle. Die Straße läuft in riesigem Bogen vom Rhein bei Zurzach zur Donau bei Irnsing-Eining, das Hauptthal des Zehentlandes, das Neckarthal, zur Hälfte, den Schönbuch und das Remsthal noch ganz umspannend, bei Hüfingen oder dem Fürstenberg die Donau nach der Vereinigung ihrer Quellstränge überschreitend, bei Rottweil auf das linke, bei Cannstatt wieder auf dem rechten Neckarufer gehend, und von ihrem

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)