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Thurm selbst, von dem nur die Nordseite zerstört war, hatte die bedeutende Seitenlänge von 45 römischen Fuß, seine Mauerdicke wechselt zwischen 8 und 4 Fuß, indem in seinem Innern rechteckige Nischen ausgespart sind. Siehe auch den beigegebenen Grundriß. An der Südseite, der römischen Seite, fand sich der 9 Fuß breite, durch 2 mächtige Thorankersteine ausgezeichnete Eingang, eigentlich Einfahrt. Das Gemäuer besteht aus Liaskalksteinplatten und war an der Südseite mit schönbehauenen Tuffsteinen (Süßwasserkalk), die vom Trauf der Alb herübergebracht werden mußten, verkleidet. Diese Seite zeigt Eckverstärkungen, Pilaster, und dazwischen in den größeren Feldern das bei den Römern beliebte Netzwerk, was alles einen hübschen Eindruck gemacht haben muß. Auch Reste rother Mörtelverkleidung fanden sich noch und im Grunde des Thurms zerbrochene Gefässe und Arm-, Fuß- und Gewandstücke einer etwa fußhohen weiblichen Bronzefigur. Die noch 7 Fuß hohe Südseite des Thurmes wurde vollständig vom Schutt befreit gelassen und steht jetzt da als ein bei uns so seltenes Denkmal römischer Baukunst. Auf den Feldern südlich vom Thurme finden sich Mauersteine und Siegelerdescherben zerstreut; es ist möglich, daß hier einige römische Gebäude standen. Nimmt man zur Höhe des Thurmes nur das anderthalbfache seiner Seitenlänge, so ergibt sich schon die sehr ansehnliche Höhe von 70 Fuß.

Weiter auf der Flur Pfahl, nordöstlich Dalkingen fanden sich Spuren römischer Gebäude mit Siegelerdescherben, mit schönen Darstellungen (vergl. Herzog 108.)

Auf dem „Hardtbühl“, eine Viertelstunde westlich Röhlingen, sah Buchner unter Eichbäumen die Rundung eines Thurmes, jetzt abgetragen, nur noch eine leichte Erhöhung sichtbar.

Der Burstel in Röhlingen wurde vor vierzig Jahren abgetragen, er ist auf die Flurkarte noch eingezeichnet und lag hart an der Sechta, 750 Fuß genau westlich vom Westportal der Kirche. Er hatte oben 250 Fuß, unten gegen 400 Fuß im Umfang, nach der genauen Aufnahme der Flurkarte. Ein weiterer noch ziemlich erhaltener Burstel steht bei Erpfenthal, hart südlich der tiefeingegrabenen Sechta; er hat unten im Umkreis 210 Schritt oder 525 Fuß und ist künstlich in wagrechten Lagern, wie man deutlich an der Angrabung sieht, aufgeschüttet. Ein Ringwall lief umher, gegen Osten und Süden war festes Land, sonst Sumpf und See, im Westen des Burstels zieht ein seichtes Bachthälchen herab.

An der nordöstlichen Spitze von Pfahlheim sah Buchner noch die Reste eines Thurmes; ebenso vor Halheim beim Kreuz unter den zwei Linden, hier dem höchsten Punkt der Straße, dabei zwei Grabhügel.

Ein weiterer Burgstall lag an der Linie südlich des Haberbrunnenbaches, auf dem sog. Buschelacker auf der Flur Kuchenfeld, hier sei ein altes Schloß gestanden. Die Flurkarte bezeichnet noch die Stelle als ein Viereck von je 250 Fuß Seitenlänge. Hier macht nördlich des Bächleins beim „langen Brunnen“ die Straße einen stumpfen Winkel. Auch er stand in Seen. Die Hiller’sche Chronik schreibt darüber:

„Die Form der die alte Burg bei Buch umgebenden Mauer gleicht noch an mehreren Strecken jener Mauer, welche sich an einem befestigten an der Teufelsmauer zwischen der Halheimer Haide und dem Freihofe befindlichen Feldlager befindet. Dieses befestigte Feldlager wird vom Landmann Burgstall genannt, bildet ein rechtwinkliges gleichseitiges Viereck, wovon jede Seite etwas über 200 Schuh lang ist, und in dessen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)