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– Gerade auch an den uralten Hochstraßen legten die Römer Schanzen an; so liegt das Erdwerk bei Algishofen ebenda, wo der von Öhringen über Hall und dem Einkorn und dann stets auf der Höhe laufende „Hochweg“ den Kocher überschreitet; der große Burstel bei Rotenbach da, wo die von Westen, von Kaisersbach am Rheinlimes herkommende „Hochstraße“ das Jagstthal betritt (s. o. S. 332).

War auch in Friedenszeit die Zahl der Grenztruppen, die hier zugleich wohnten, nicht beträchtlich, beim Anstürmen großer deutscher Heere wird das römische gleichfalls gewachsen sein. Daß es den Römern blutigster Ernst war, diese Gegenden, die den Zugang zu der nicht schwer zu überschreitenden oberen Donau bildeten, Abschnitt um Abschnitt zu halten, beweist die Menge dieser Schanzwerke. Und wenn zur Zeit der Errichtung des rätischen Limes der anwohnende germanische Stamm der Hermunduren mit den Römern eng befreundet war, so mußten doch weitblickende Männer, wie die damaligen römischen Kaiser, die Gefahren, die den Grenzen des Reichs durch Völkerbewegungen weiter innen in Deutschland drohen konnten, scharf ins Auge fassen, wie denn auch später beim Andrang des Völkerbundes der Alemannen die Freundschaft zwischen Römern und Hermunduren verschwindet.

Es wird noch verschiedener Jahre voll zäher Forschung bedürfen, um dieses große Schanzennetz, das sich tief hinein nach Bayern fortzieht, ganz zu erkennen und wird das meist der Lokalforschung, z. Th. auch dem Zufall überlassen werden müssen. Grabungen in diesen Werken geben oft erst späten Aufschluß, zumal da manche derselben im Mittelalter als Burgstellen benützt wurden. Aber so viel muß heute schon angenommen werden, daß wir es mit Römerwerken zu thun haben, dafür spricht ihre Lage an den längst nachgewiesenen römischen Straßen, ihre immer wieder sich gleich bleibende, wie nach Modellen geschaffte, der römischen Waffenrüstung angepaßte Gestalt, und sprechen endlich die an verschiedenen dieser Werke schon gemachten römischen Funde (s. u.).

Schon vor 1820 haben die beiden Ellwanger Forscher Oberjustizsekretär Buzorini und Professor Freudenreich sowohl auf die zahlreichen Schanzwerke hart an der Teufelsmauer, als auch auf diejenigen südlich davon, doch ohne nähere Beschreibung, Aufklärung und Sichtung derselben, hingewiesen. Ihnen folgte Buchner, aber von da an gerieth die Sache wieder in Vergessenheit,

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)