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großen Ganzen mehr als Schlacht- denn als Milchvieh in Betracht. Sein Milchertrag ist ein mäßiger, dagegen die Qualität seiner Milch eine gute und rahmreiche. Was nicht im eigenen Haushalt davon verzehrt wird, wird in Butter verwandelt und kommt als solche oder als Schmalz zum Verkauf, in letzterer Form durch einzelne Händler auch zum Export per Bahn, oder wird es zum Käser getragen. Die erste Käserei im Bezirk auf dem Schloß wurde in den 1830er Jahren von einem Schweizer eingerichtet, jetzt gibt es Käsereien in 15 Orten des Bezirks, nämlich in Ellwangen, Dalkingen, Neuler, Nordhausen, Pfahlheim, Hahlheim, Rindelbach, Röhlingen, Thannhausen, Unterschneidheim, Walxheim, Westhausen, Westerhofen, Zipplingen, Zöbingen, wovon in Röhlingen und Westhausen je 2, in Pfahlheim, Thannhausen und Zöbingen je 3 bestehen; die meisten sind in der Hand des Fabrikanten Mächler, eines Schweizers, der auf 6 Plätzen käst, die Milch aber auch theilweise in Nachbarorten sammelt. Gemacht werden fast nur Backsteinkäse und nur von genanntem Fabrikanten auch halbfette sog. Schweizerkäse. Wie diese Käsereien lauter Unternehmungen Einzelner sind und nach dem alten Stil betrieben werden, so haben sich genossenschaftliche Unternehmungen zu Molkereizwecken bis jetzt noch nicht gebildet; dagegen hat Gutsbesitzer Ladenburger in Zöbingen eine Molkereieinrichtung neuesten Stils mit Dampfmaschine und Separator zur Süßbutter- und Backsteinkäsbereitung hergestellt.

Bedeutungsvoll für den Viehverkehr der Gegend wurde die im Sommer 1861 auf dem Schloß aufgestellte große, auch zum Abwägen von Vieh dienliche fahrbare Brückenwage, sogenannte Bodenwage. Bis dahin war das ganze Viehgeschäft in Ein- und Verkauf lediglich auf Okularschätzung basirt gewesen, und weit und breit gab es weder eine eigentliche Vieh-, noch – außer in Wasseralfingen – irgend eine andere, zum Abwägen von lebendem Vieh zu benützende große Brückenwage. Indem die Stadt Ellwangen im weiteren Verlauf der Jahre ebenfalls eine solche Wage anschaffte, erhielt der Viehhandel der Gegend durch diese Gelegenheiten zu Ermittlung des wirklichen lebenden Gewichts eine neue sicherere Grundlage, die namenlich dem in der Okularschätzung weniger geübten bäuerlichen Theil von großem Nutzen wurde, für beide Theile aber namentlich das Fettviehgeschäft ungemein erleichterte. Wie der Fettviehverkauf nach lebendem Gewicht vom Schloßgut ausgieng und sich allmählich in die weitesten Kreise verbreitete, waren auch die Marktberichte in den öffentlichen Blättern über die Ellwanger Viehmärkte in Württemberg vielleicht die ersten, die die für Ein- und Verkauf eigentlich allein werthvollen Notizen in den exakten Zahlen der pro Ctr. lebend Gewicht erzielten Erlöse zum allgemeinen Besten brachten, was inzwischen auch anderwärts Nachahmung gefunden hat.

Die Gesammtzahl der Schafe im Bezirk, welche nach der Viehzählung vom 10. Januar 1873 zu 17.747 Stück angegeben war, ist nach derjenigen vom 10. Januar 1883 zu 19.231 Stück angegeben und würde also einen Zuwachs von 1484 Stück aufweisen; allein diese Zahlen eignen sich weder zur Vergleichung mit einander, noch geben sie ein genaues Bild von der Zahl der Schafe, die im Bezirk gehalten werden. In ersterer

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)