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wächst, selten und dann in der Regel recht werthloses Obst trägt. Als die für die Gegend geeignetsten und zugleich beliebtesten Sorten haben sich auf dem Schloßgut bewährt von Äpfeln: der ächte Luikenapfel, die Goldparmäne, die Granatreinette, der Rosenapfel, auch der diesem nahe stehende sehr ertragreiche und haltbare, aber rauhere Rubiner, also lauter Sorten in den beliebten lebhaft rothen und gelben Farben; von Birnen: die Bratbirne in den verschiedenen Sorten, besonders die welsche, der Wildling von Einsiedel, die Knaus- und die Schneidersbirne, weniger die auf dem Schloßgut verbreitetste sog. Palmischbirne, welche nur abwechslungsweise trägt, zu früh reift und allzu schnell teigt.

Von Zwetschgen findet sich im Bezirk in ziemlicher Verbreitung fast nur die gemeine Zwetschge, die höchst selten durch den Kern und in der Regel nur durch Wurzelausläufer fortgepflanzt wird, und so an ihrem Standort meistens einen wahren Wald bildet, der der Qualität der Früchte Eintrag thut.

Welschnußbäume sind in den verschiedensten Sorten von der größten sog. Augstnuß bis zur kleinsten hartschaligen Grübelnuß in größter Zahl und in ältesten und stärksten Exemplaren auf dem Schloßgut zu finden, sonst nur in einzelnen Stücken in höheren und freieren und damit den Spät- und Frühfrösten weniger ausgesetzten Lagen der Ellwanger Berge, wie der Juraterrasse, wogegen sie in den Niederungen, insbesondere des Jagstthals, nicht aufzubringen sind, vielmehr fast alljährlich in den frischen Trieben erfrieren.

Aprikosen und Pfirsiche werden nur in einzelnen geschütztesten Lagen von Liebhabern gezogen, wogegen die Weinrebe, deren Frucht in gewöhnlichen Jahrgängen nur selten zur vollen Reife kommt, in Kamerzen in der Juraterrasse wie in den Ellwanger Bergen die Südseite vieler Bauernhäuser schmückt.

Obstbaumschulen bestehen, außer auf dem Schloßgut und bei den 2 Ellwanger Gärtnern, in mehreren Gemeinden als Gemeinde- oder auch Schulbaumschulen, übrigens theilweise mit falscher Behandlung und damit mehr negativem Werthe.

Ein löblicher, die Obstbaumzucht beziehungsweise den Obstertrag fördernder Gebrauch ist die in der Gegend übliche, bei Jung und Alt beliebte Hegung der Staaren, denen durch den ganzen Bezirk in den sog. Staarenhohlen Wohnungen bereitet sind, die meisten auf der Ellwanger Stadtmarkung, wo eine große Zahl solcher Hohle auf städtische Kosten unterhalten wird, viele auch auf der Schloßgutsmarkung neben

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)