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wird. So ist eigentlich der Haber der einzige Getreideexport-Artikel des Bezirks, da neben der namhaften Mehleinfuhr aus aller Herren Ländern sicher eben so viel Kernen von der bayrischen Schranne Nördlingen und ebensoviel Roggen von der bayrischen Schranne Dinkelsbühl in den Ellwanger Bezirk eingeführt wird, als von diesen Artikeln in die benachbarten Bezirke Aalen, Gmünd und Schorndorf, Gaildorf und Welzheim ausgeht.

Der Gerstenbau ist nur in den Riesorten des Bezirks von Bedeutung, während er schon in der Juraterrasse auf das bessere und beste Feld, insbesondere wo Nachhilfe mit Ellwanger Stadtmist oder Pferch gegeben werden kann, beschränkt ist und an den Ellwanger Bergen aufhört.

Der Rauhheit des Klimas entsprechend besteht im Bezirk seit alten Zeiten der lobenswerthe Gebrauch, die Winterfrüchte früh zu säen. Indem mit der Winterroggensaat in der zweiten Woche d. h. dem zweiten Viertel des September begonnen wird, und dem lauteren Roggen in unmittelbarer Folge die Saat des sog. gemischten Winterigen d. h. die beliebte Saat von Roggen und Dinkelgemische und hierauf diejenige des lauteren Dinkels folgt, ist in der Regel um Mitte Oktober die ganze Wintersaat bestellt. Ist alles nach Wunsch auf einander gegangen, so hat man in günstigen Jahrgängen im Spätjahr mittlerweile so starke Roggensamen bekommen, daß man dieselben abweiden kann und muß, was ohne Nachtheil geschieht, und Dinkelsamen, wie solche den Unbilden des Winters, besonders eines offenen, und namentlich des ersten Frühjahrs zu widerstehen vermögen; daher wird eine verspätete Saat, welche schwache Samen in den Winter bringt, mit Recht als unerwünscht und nachtheilig angesehen.

Während der Winterfrucht, zu welcher noch viel rein gebracht und einschließlich der Saatfurche über Sommer meist 4 mal gepflügt wird, von jeher eine fleißige Feldbestellung zugewendet worden ist, wurde andrerseits die Sommerfrucht noch bis vor kurzem um so stiefmütterlicher behandelt, indem ein Stoppelstürzen dazu vor Winter in der Regel nie stattfand, der Haber vielmehr – selbstverständlich ungedüngt – im Frühjahr ein- und nur die Gerste – nach im Frühjahr erhaltener Düngung zweifährig bestellt wurde. Hingegen ist jetzt beim Haber an die Stelle einfähriger Bestellung im Frühjahr wenigstens ein etwas tieferes Stoppelstürzen vor Winter getreten, um das Feld über Winter in rauher Furche liegen zu lassen und den Haber im

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)