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indem es hier üblich ist, die Abtritte einzustreuen (s. S. 141). Mit diesem übrigens gut zu zahlenden Stadtmist haben mehrere Gemeinden den Düngungsstand ihrer Markungen bedeutend gehoben, am meisten wohl Eigenzell, Gemeinde Rindelbach. – Die flüssige Stuttgarter Latrine ist bis in den Ellwanger Bezirk noch nicht vorgedrungen.

Großer Werth wird in der Gegend mit Recht dem Schafpferch beigelegt, der bei Schafhaltung auf dem eigenen Gute dem Gut verbleibt, auf den Markungen politischer Gemeinden in der Regel allwöchentlich im öffentlichen Aufstreich verkauft wird und in den Markungen der Realgemeinden entweder bei den Gemeinderechtsbesitzern „umgeht“ oder unter ihnen, unter Ausschluß der nicht Realgemeindeberechtigten, sowie der Ausmärker, ebenfalls versteigert wird. Da auf den meisten Markungen des Bezirks Schafe laufen, so ist diese Pferchdüngung eine um so wichtigere Zugabe zum Stallmist, als die belebende Wirkung des stickstoffreichen Pferchs im rauhen Klima doppelt willkommen ist.

Von mineralischen Düngmitteln kommt vielfach zur Anwendung Gips, von den benachbarten Gipslagern von Jagstheim und Crailsheim, auch Obersontheim bezogen, auf die Kleefelder, sowie Holzasche auf die Wiesen. Letztere wird von eigenen Personen, den sog. „Aschenmannt“, theils im Bezirk, theils außerhalb desselben, namentlich im benachbarten bayrischen Ries, wo noch fast ausschließlich Holz zur Feuerung dient, und in der oberen Kochergegend, wo meist Buchenholz gebrannt wird, gesammelt und in der natürlichen Pulverform ausgestreut, während sie früher in der Regel in den zahlreichen bäuerlichen Potaschesiedereien der Ellwanger Berge durch das sog. Salinsieden auf rohe Potasche versotten worden ist, um schließlich in dem Rückstand, dem sog. Äscherich, zur Düngung zu dienen.

Dieses ziemlich primitiv getriebene Salinsieden hat neuerdings aufgehört, da es aus verschiedenen Gründen (Staßfurter Kalisalze und theureres Brennmaterial) nicht mehr konkurrenzfähig ist.

Ein früher in der Gegend unbekannt gewesenes Düngungs- oder besser Bodenverbesserungsmittel hat Walz seiner Zeit auf dem Schweizerhof eingeführt: das Mergeln mit dem Material der kalkreichen Schichte des obersten Keupers. Da die Wirkung davon auf die meist schweren und strengen Böden dieses Gutes eine sehr augenfällige war, hat sich das Mergeln besonders in dortiger Gegend in weiten Kreisen verbreitet, so in die

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)