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Nadelwaldes im Bezirk und bei dessen guter Bewirthschaftung alljährlich in Massen anfällt und zum Kauf angeboten wird. Das Herrichten dieser sog. Streu, welche zu Winterszeiten anfällt und beigeführt wird, das Abhauen der Zweige von den dickeren Ästen und deren Zerkleinerung, das sog. Streubäcken, gibt für die Dienstleute bäuerlicher Wirthschaften in den Wintermonaten eine erwünschte Beschäftigung (namentlich seitdem die Dreschmaschine in der Regel das Dreschen und die Futterschneidmaschine das Futterschneiden besorgt), während das ausgeschiedene Holz einen ziemlichen Theil des Holzbedarfs der Haushaltung deckt. Wie diese Nadelreisstreu in den Ellwanger Bergen für die Mistgewinnung eine große Rolle spielt, ja als ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel gilt, so wird sie auch in den besser situirten Markungen der waldarmen Juraterrasse selbst auf ziemliche Entfernung beigeführt. – Von weiteren Streustrohsurrogaten sind zu nennen die sog. Weiherstreu, d. h. der Schilf, der an den Rändern der in der Gegend immer noch zahlreichen Weiher wächst und in der Regel nach dem um die Kirchweihe vorgenommenen Abfischen dieser Weiher gewonnen wird, auch das bei ziemlich ursprünglicher Einrichtung der zahlreichen Sägmühlen der Gegend in großen Quantitäten anfallende Sägmehl, wogegen Torf- und Erdeinstreu noch keinen Eingang gefunden hat. 1

Häufig wird der Stallmist auf der Miststätte mit dem Material von abgehobenen Rainen, Grabenausschlag u. dgl. durchschichtet und vermehrt (hie und da auch aus diesen und ähnlichen Materialien in besonderen Häufen Kompost aufgesetzt), häufig auch aus einem mit der Miststätte in Verbindung stehenden Jauchebehälter durch eine daselbst angebrachte Pumpe mit dieser Flüssigkeit übergossen. Sonst wird letztere in der Regel in Jauchefässern ausgeführt und namentlich auf Wiesen, auch in die Krautländer und zur Setzwaare des Ackerfeldes verwendet, bei vorhandenem Gefäll aber auch, d. h. wenn der Hof auf einer Anhöhe liegt und die Grundstücke am Hang, durch zugeleitetes Wasser gehörig verdünnt, zur Wiesenwässerung benützt, in welcher Beziehung auf dem Ellwanger Schloßgut und dem Schweizerhof, diesen beiden früher fürstlichen Domänen, aus alten Zeiten sich herschreibende musterhafte und vielfach nachgeahmte Einrichtungen, welche das ungleich kostspieligere Ausführen der Jauche ersetzen, bestehen. Ein wichtiges Düngmittel für die der Stadt Ellwangen näher gelegenen bäuerlichen Markungen ist der sog. Stadtmist, d. h. ein Kloakenmist in fester Form,

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)