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Diesem wohl in einander greifenden mannigfaltigen landwirtschaftlichen Betrieb stand eine Reihe sog. landw. Gewerbe zur Seite, indem auf dem Areal des Gutes eine Mahlmühle, eine Ziegelhütte, eine Gypsmühle, eine Bierbrauerei nebst Küfer- und Schmiedwerkstatt eingerichtet war. Daneben war das Gut mit allerlei Herrschaftsrechten ausgestattet, mit Spann- und Handfrohnen der frohnpflichtigen Gemeinden in ziemlich weitem Umkreis, mit Übertriebsrechten für Schafe auf einer Reihe benachbarter Markungen, mit Bannrechten für die verschiedenen gewerblichen Betriebe. Und wenn nun auch im Lauf der Zeit dieser großartige Complex manche Einschränkung erlitt, indem die gewerblichen Anstalten mit Ausnahme der auf dem Schloß selbst eingerichteten Bierbrauerei wegverkauft und im Jahr 1817 auf Ansuchen der Stadt Ellwangen zu Vergrößerung ihrer kleinen Markung Mittelhof und Schafhof an sie abgetreten wurden, so war doch im Jahr 1842, als König Wilhelm durch königliche Verordnung vom 28. Mai die Einrichtung der Ackerbauschule auf dem Schloßgut bei Ellwangen verfügte, ein arrondirter Bestand von beinahe 400 Morgen übrig.

Dem bei der Gründung ausgesprochenen Zweck gemäß: „junge Männer, vornehmlich unter dem Bauernstande, durch passenden landwirthschaftlichen Unterricht und durch Einübung in der mit der Schule verbundenen Wirthschaft theils zu einer besseren Bewirthschaftung ihres eigenen Grundbesitzes zu befähigen, theils zu tüchtigen Pächtern und Gutsaufsehern heranzuziehen,“ sollte bei der Aufnahme in erster Linie auf Söhne begüterter Landwirthe abgehoben werden, um dadurch eine Bürgschaft zu erhalten, daß die in der Anstalt gebildeten Zöglinge dem Lande und der Landeskultur erhalten bleiben. Da sich die Zöglinge, welche bei ihrem Eintritt das siebenzehnte Lebensjahr zurückgelegt haben müssen, für freien Unterricht und freie Verpflegung zu 3jähriger Lehrzeit und Verrichtung aller vorkommenden Arbeiten verpflichten müssen („sich um die Kost verdingen“), ist ihnen unter dem Titel Prämiengeld ein kleiner Knechtslohn ausgeworfen („womit er seine übrigen Ausgaben, wenigstens zum Theil, bestreiten möge“), auch ärmeren Zöglingen ein Kleidergeldsbeitrag in Aussicht gestellt.

Ein glücklicher Stern gieng der neuerrichteten Ackerbauschule dadurch auf, daß die Vorstandschaft derselben mit dem Pacht der Staatsdomäne dem Gutsbesitzer Gustav Walz übertragen wurde, einem Landwirth, der unter die hervorragendsten Zöglinge des neuerrichteten landwirthschaftlichen Instituts (der höheren Lehranstalt)

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)