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hat diese Bedeutung). Der Name „Dienstag“ ist nicht gebräuchlich, allgemein heißt es Aftermontag. Hier gilt der Donnerstag für einen weniger glücklichen Wochentag. Die Dienstboten stehen am Donnerstag nicht gern an, wohl aber am Freitag besonders die Mägde.

Wer die Hennen hat wegen dem Gacken,
Die Mädchen wegen dem Lachen,
Die Sau wegen dem Mist,
Der hat noch nie was Rechts erwischt.

Wer hat Immen und Schaf,
Der lege sich nieder und schlaf,
Doch schlaf er nicht zu lang,
Sonst kommt er um Immen und Lamm.

Wenn die Maus voll ist, ists Mehl bitter. „Was mein Vater veracht’t (heruntersetzt) das will er haben,“ sagte der Judenbub zum Bauern. „Gleich und gleich gesellt sich gern,“ sagte der Teufel zum Kohlenbrenner. „Ja, aber ich kann mich waschen,“ sagte dieser. Wenn die Kinder unartig sind, heißt es häufig: „Siehst den Herrn Jörg“ und hält ihnen den Stecken hin (Bauernjörg?). „Das geht aus wie der Hällische Bauernkrieg“ für wie das Hornberger Freischießen.


Besondere Gebräuche in einzelnen Ortschaften.

Ellwangen Stadt. Am St. Nikolausabend gehen zwei Bursche mit einander fort; der eine kleidet sich abscheulich nachlässig, lumpig und hat eine Ruthe. Der andere ist ganz vornehm gekleidet mit schönem Bart und ehrwürdigem Aussehen und soll in Kleidung und Haltung den Bischof St. Nikolaus vorstellen. „Niklos“ ist sein Name. Der andere mit seiner Ruthe ist „Berch oder Bercht“ früher genannt worden. Können die Kinder nicht beten, so schlägt sie der Bercht auf die Finger; beten sie gut, so gibt ihnen der „Klos“ mit seinem schönen Bart Nüsse, Äpfel und wetzsteinförmige Brote. So war es früher. (Birl., Volksth. 1, 2 f.)

Man ißt am Neujahr „süßes Kraut“ und im ganzen Jahr geht einem das Geld im Geldbeutel nicht aus. (Birl., Volksth. 1, 469.)

Wenn der Braut bei der Hochzeit der Kranz gestohlen wird, so müssen die Brautführerinnen zwei Maß Wein zum Besten geben. (Meier, S. 483.)

An den Vorabenden der Feste der Stiftsheiligen, denen jetzt noch bestehende Märkte, der kalte Markt im Januar und die am 23. Mai, 15. Juni und 3. Oktober ihren Ursprung verdanken, wurde Mittags 12 Uhr, sowie an den Tagen selbst Morgens 71/2 Uhr nach uraltem Brauch eine Viertelstunde lang die größte Glocke geläutet und dazwischen hinein eine ebenfalls große Glocke so angeschlagen, wie es in vielen Gegenden als Feuerzeichen geschieht. Zur Erinnerung an jenen Glockenklang, den Hariolf im Schlafe nach jener Elchjagd im Virngrund, wo jetzt Ellwangen steht, dreimal hinter einander hörte und der in ihm den Gedanken erweckte, hier zur Ehre Gottes das Kloster zu gründen.

Jeden Donnerstag Abend nach dem Gebetläuten wird zur Erinnerung an die Angst Jesu am Ölberg die große Susannaglocke geläutet.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)