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sagt dann: „Jetzt können die Bäcker Wein trinken, das Brot wird billig.“ – Ferner sieht man es gern, wenn nicht alles bei dem Feste ausgestellte Brot verkauft wird, sondern noch etwas übrig bleibt. Man schließt daraus ebenfalls auf ein wohlfeiles Jahr. (Meier S. 433 f.)

In dem „finstern Hölzle,“ einem Wald zwischen Lindenhof und Hohenberg ging der Kobold Wenzel. Dieser ziemlich harmlose Kobold neckte die Leute damit, daß er ihnen bald vorausging, bald hinterdrein nachkam, sich bald groß, bald klein machte und zuweilen mit seinen feurigen Augen durch das Dickicht hervorguckte, aber eigentlich sonst Niemand was zu Leide that.

Das Lokalgespenst von Hummelsweiler ist das Gaisklingenthierle, das im Walde Gaisklinge haust und in Bocksgestalt bald neckend, bald brüllend sich den Ortschaften nähert und späte Wanderer schreckt, besonders in den zwölf Nächten. Bei der Schimmelsägmühle hört man Nachts ein Geroll wie von Baumstämmen; einer will einen Mann mit feurigen Augen gesehen haben. Auf dem „Wolfsbuck“ stand einmal ein altes Schloß; es treibt sich daselbst das Schloßmändle herum. Im „Rappen“ reitet Einer auf einem schwarzen Pferd. Im „Buchgehren“ ist ein Steinkreuz, dort wurde einem der Kopf mit einem Pfluge abgeschnitten zur Strafe dafür, daß er sein Weib durch das absichtlich verdeckte Balkenloch hinabstürzen ließ.

Schrezheim. Die Sage vom Hosenflecker. In den Wäldern, die sich von den Haiden an dem Ende der Markung Hüttlingen bis gegen Saverwang und Schrezheim hinziehen, da wo die Teufelsmauer jetzt noch kenntlich ist, hauset seit unvordenklichen Zeiten ein Geist, der Hosenflecker. Die Sage berichtet: in diesen Wäldern habe vor alten Zeiten ein Jäger gewohnt, ein wüster, gottloser, frecher Geselle, der den friedlichen Wanderern allen Schabernack und Schimpf angethan habe. Zur Strafe sei er verurtheilt, nach seinem Tode ohne Rast und Ruhe zu geisten. Er hat seine Freude, die Leute irre zu führen, und gelingt es ihm, einen verspäteten Wanderer die halbe Nacht in den Wäldern durch die Kreuz und Quere zu führen, dann schlägt er ein wüstes heiseres Gelächter auf. Bisweilen erscheint er auch in der Tracht als Waidmann, eine lange Hahnenfeder auf dem Hut. Am meisten wird sein Zorn erregt, wenn man ihn mit seinem Spottnamen Hosenflecker citirt. Das thut man aber nur, wenn man einmal die kleine Johanneskapelle erreicht hat außerhalb des Waldes. Denn da scheint sein Reich aus zu sein, und er macht seinem Zorn nur durch gewaltiges Rauschen und Schütteln der Bäume mehr Luft. Einstmals wandelte einen Burschen die Lust an, den Geist mit seinem Spottnamen herauszufordern, ehe er die Kapelle ganz erreicht hatte; aber der Geist bannte ihn bis frühe Morgens auf eine Stange, über die er eben schreiten wollte. Ein andermal citirte ein Bursche in verwegener Künheit den Geist, als er vergebens Feuer für seine Pfeife schlagen wollte. Augenblicklich war der erzürnte Geist mit einem brennenden Scheite zur Hand, das er ihm vor die Nase hielt. Der Mensch kam fast todt nach Hause vor Schrecken. Eine besondere Freude macht es ihm, verliebte Paare zu schrecken, die sich bei ihrem Heimweg verspätet haben. Einmal äußerte ein solches Paar den Wunsch: in einer Kutsche nach Hause zu fahren. Augenblicklich war eine Chaise mit Pferd und Bedienung da; ehe das Paar von seiner Überraschung

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)