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Geld bewachte. Nur einmal des Jahres darf sie acht Tage lang heraus auf die Oberwelt und kann einen Erlöser annehmen. Und in dieser Zeit haben sie gar oft die Grasmägde gesehen, es ist in der Frohnleichnamsoktav. Da hat der Hund keine Gewalt über sie. – Es kam wieder einmal diese Zeit; viele Leute waren draußen auf dem Felde. Da sahen sie eine Schaar Jesuiten von Ellwangen herkommen. Sie gingen paarweise, waren ernst und beteten laut mit einander. Der Zug ging hinauf auf den Gromberg. Hier verweilten sie mehrere Stunden. Niemand wußte was vorging. Als sie aber herab kamen, waren sie ganz heiter, beteten nicht mehr, waren auch nicht mehr in geordnetem Zuge: dagegen vernahm man ein ungeheures Gerassel in der Luft, wie wenn einige schwere Fuhrwerke dahin fahren, und diese Wagen fuhren sämmtlich Ellwangen zu. So haben die Jesuiten den Höllenhund überwunden und genöthigt, ihnen all’ dies Geld auf den Schönenberg zu führen. Damit bauten sie die Schönenbergkirche. Das Fräulein aber wird jetzt erlöst sein. Doch sollen es in neuester Zeit wieder einige gesehen haben. (Birl., Aus Schwaben 1, 249 ff.)

Neuler. In der Nähe des Schloßbucks, nordwestlich von Ramsenstrut am Roththal, sollen zwei weiße Fräulein mit kläglichen Lauten umherschweben, besonders zur Herbst- und Frühlingszeit. Unweit, östlich von Neuler bei den drei Kreuzen, soll eine unstet umher irrende Mannsgestalt zu sehen sein. Daselbst sind drei Steinkreuze, angeblich für drei Metzger, welche sich im Streit gegenseitig getödtet haben sollen.

Zwischen Bronnen und Abtsgmünd sind die Heften. Dort haust das Heftenmändle im Wald und ist der größte Schrecken für Holzdiebe. Es hängt sich nämlich ihnen so an den beladenen Wagen, daß er vor Schwere nicht mehr einen Schritt weiter geht, bis man den Diebstahl abladet, dann kommt man wieder weiter. (Birl. Volksth. 1, 56 f.)

Zwischen Ellwangen und Hüttlingen ist der Gilzenberg. Dort geht das Gilzenweiblein um; führt die Leute gerne irre, kommt bald als Flämmchen, bald als größeres Feuer. Gilzenweible treibt neben dem fahrenden Jäger „Hosenflecker“ in der Gegend sein Unwesen. (Birl. Volksth. 1, 64.)

Röhlingen. In Elberschwenden übernachtete ehemals eine Bettlerin aus Baldern, der in der Nacht der Geist des verst. Baders erschien. Als man sie andern Tages fortschaffen wollte, waren vier Pferde nicht im Stande, sie aus dem Hofe hinaus zu ziehen, der Schweiß stand auf allen vieren. – Eine kleine Viertelstunde von dem Filialort Röthlen ist im dortigen Wald Mönbach das Mönbachweibchen, welches bisweilen bis nach Röhlingen kommt und die Leute irreführt. (s. o.) Im alten Mühlgraben zu Röhlingen haben schon Leute das Mühlgrabentierchen unter verschiedenen Gestalten gesehen. Es erscheint meistens in Gestalt eines Fohlen – hie und da auch als großer Hund. Leute in der Nachbarschaft dieses Mühlgrabens (alter Hohlweg) wollen vom Fenster aus dieses Fohlen schon in Mistjauchen sich baden gesehen haben; auch soll es gern in die Stallungen „hineingucken“. Ein Bauernhof am Ende des Mühlgrabens ist in früherer Zeit abgebrannt. Man sagt allgemein, der Brand sei damals dadurch entstanden, daß das Mühlgrabentierle nachts – während die Familie des Bauern (mit Hausnamen Schnepfle) beisammen saß – als Fohlen zum Fenster hereingeguckt

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)