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Fußes abgehauen habe, und daß er für diese gottlose Missethat mit einer faulenden Krankheit bestraft worden sei, durch welche er unter unerhörten Schmerzen sein Leben armselig habe beschließen müssen. Gewiß ist, daß der gegen die Stadt ragende Thurm des Schlosses der Schwedenthurm genannt wird; von ihm geht gleichfalls die Sage, daß ein Schwede in dem unterirdischen Verließe für ein schweres Verbrechen habe büßen müssen (Seckler, Ellwangen S. 38).

Kurzer Bericht, wie die Stadt Ellwangen von unseren Vorfahren mit der Stadt Rom und der Stadt Jerusalem verglichen worden; ex Domini Georgii Simon concionatoris manuscriptis Anno 1618. (Hiller’sche Chr. B. I. Vergl. auch Württ. Vierteljahrsh. VII, 126).

„Dem Heylthum nach hat man vor Jahren Ellwang vor ein halbes Rom gehalten, nit der Ursach, als seien soviel Heiligthum darinnen, wie zu Rom, sondern 1. weilen der halbe Theil der allhier ruhenden Heiligen von Rom herkommen. 2. weilen dieses fürstliche Stift dermalen von Ursprung – exempt, befreyt und gewürdiget, daß es keinem, unmittel dem römischen Stuhl unterworfen. 3. wie zu Rom S. Petri Glaub von ihm Petro bishero unverändert geblieben, also allhier S. Petri römischer heil. Glaub von Anfang der Stiftung, ehe das ganze Teutschland war christlich, da es noch z. Th. heydnisch war, und bisher durch allerley seltsame Casus erhalten worden.

Den situm loci betreffend, so haben die Alten Ellwangen für ein halbes Jerusalem gehalten und sich vorgebildet in Ansehung des Münsters oder Stiftskirchen den ersten Jerusalemitanischen Tempel, zum oberen Thor hinaus am Schloßberg den Berg Sion, darunter ein Brunnen, der der Rennbrunnen genannt, den Teich Siloe, hinüber den Hof Gethsemani, hernach den Ölberg, bis in das Thal zur Eich hinab das Thal Josaphat, und gleichwie in Thal Josaphat, die Begräbnis der seligsten Jungfrau Maria, also ist allda die fürtreffliche Gedächtnis unser lieben Frauen zur Eich genannt, welche fast den gleichen Ursprung hat, wie unser lieb Frau Eich zu Orschat in Niderland, wie noch beweislich, daß vor Luthers Zeiten allda ein Eichbaum, darinn ein Vesperbild, wie man ausgeben, von Hirten herkommen, gefunden worden, davor fromme andächtige Christen, jung und alt, alle Samstag abends ihren Rosenkranz gebetet, aus welcher Andacht verursacht worden, daß anstatt der Eich eine Kapelle, die Eich genannt, aufkommen. Kommt man im Thal herauf anderwegs auf Hohenberg zu, hat man den Berg Thabor, in Betracht vor der Stadt bedeutet S. Nikolai Kapell Bethanien, darbey das arme Hauß das Hauß Simonis leprosi, des aussäzigen, endlich durch das steinerne Thor (Steinthor) bis zum Schecherberg (über St. Wolfgang) die Ausführung Christi u. s. w.“

In der Wallfahrtskapelle zur Eich war hinter dem Choraltar in der Mauer ein aus Masseleisen gegossenes Götzenbild zu sehen, etwa 1 Schuh hoch, eine nackte männliche Figur vorstellend, welches glaublich bei Ausgrabung des Fundaments in der Erde gefunden und als eine Urkunde des abgöttischen Heidenthums allda aufbewahrt worden. Nachher aber bei Renovirung der Kapelle ist solches Bild unter dem Schutt aus der Kirche geworfen worden und einige Jahre wieder in der Erde vergraben geblieben, bis es ein daran angrenzender Bauer in seinem Acker wieder unvermuthet ausgrub. Dieser hat endlich aus Unverstand diese Urkunde heidnischer Abgötterei auf einer Eisenschmiede

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)