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Die Musterungen der Jahre 1859 bis 1864 ergaben
für Württemberg
%
für OA. Ellwangen
%
Tüchtige 47,235 52,510
Unterm Maß 03,215 03,780
Untüchtige 48,235 42,823

Die Grenze des militärtüchtigen Wuchses war 157,5 cm (seit 1875 157,0 cm). Die Aushebung fand damals in dem Kalenderjahr statt, welches auf das zurückgelegte 20. Lebensjahr folgt. Die mittlere Körpergröße der Gemusterten ist nach den Ergebnissen der Jahre 1876, 1877, 1878 (Aushebung um ein Lebensjahr früher) berechnet für Württemberg 165,1 cm, für das OA. Ellwangen 165,0 cm (Med. Korresp.-Blatt 1865. Königr. Württ. Bd. II. 1. S. 36–45). Demnach nimmt der Oberamtsbezirk Ellwangen nach der Körperbeschaffenheit der militärpflichtigen Mannschaft eine mittlere Stellung ein.

Bei der Musterung des Jahres 1884 war besonders zweierlei in die Augen fallend: die unfertige zurückgebliebene Entwicklung der Mehrzahl der Zwanzigjährigen und auch vieler von der älteren Mannschaft. Die Hauptursache wird man in der überwiegenden Pflanzennahrung, der durch ungeschickte Zubereitung oft schwer verdaulichen Mehlnahrung, dem Mangel an Fleischnahrung zu suchen haben. Eine etwas kräftigere Jugend mag durchschnittlich auf den fruchtbaren Böden des schwarzen und braunen Jura wachsen, als auf dem mageren Keupersandboden, erheblich ist der Unterschied nicht. Neben schwach entwickelter Brust, mageren Schultern und Armen macht sich aber besonders bemerklich der mangelhafte Zustand der unteren Gliedmaßen. Zwar ausgebildeter Plattfuß mit Einwärtsabweichung der Knöchel ist nicht auffallend häufig, aber flaches, halb eingesunkenes Fußgewölbe, der „Flachfuß“ ist vielfach zu sehen, meist in Verbindung mit verschobenen, verkrümmten, zusammengepreßten, besonders auch rückwärts und aufwärts geschobenen und krallenförmig gekrümmten Zehen, dabei häufig einwärts, seltener auswärts gekrümmte Kniee („Xbeine“ „Säbel“- oder „Obeine“) und schlechte Waden.

Tragen zu schwerer Lasten auf den zu schwachen jungen Beinen mag manchmal den Anlaß geben. Die Hauptursache aber ist doch nicht weit zu suchen. Der Fuß des Menschen ist durch seinen inneren Bau und seine besondere äußere Form dazu eingerichtet, daß der Mensch auf zwei Füßen aufrecht steht und geht. Die herkömmliche und von der Mode vorgeschriebene Fußbekleidung, Stiefel oder Schuh, entspricht aber keineswegs

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)