Seite:OberamtEllwangen 052.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus dem Mittelalter, nur Schloß Tannenburg blickt mit hohen Buckelsteinmauern keck in’s hällische Land hinaus, und am Hauptfluß, der dieses Gebiet, wie den ganzen Bezirk, von Süden nach Norden schneidet, an der Jagst, liegt am Südrande des „Waldes“ die Hauptstadt, der uralte geistliche Sitz Ellwangen.

Die Erlegung eines riesigen Elchs, so heißt es, habe zur Gründung der alten Zelle geführt, tief im Walde, zu der Zeit, als die ersten karolingischen Könige zur Befestigung ihrer Herrschaft in Deutschland daran giengen, den störrigen Alemannen und Hessen das Heidenthum gründlich auszutreiben. Der Ort hieß Elenwanc, das ist dasselbe wie Hirsau, Hirschau, lag mitten im Virgundawald, von undurchdringlichen Forsten umgeben.

Einst deckten finstre Tannen
Den Virngrund rings umher,
Und Nebel schwebten, wallten
Darüber feucht und schwer.

Kein Dörflein war zu schauen,
Kein Kirchlein weit und breit,
Nur wilde Thiere hausten
In Waldeseinsamkeit.

 Albert Werfer.

Vielleicht war auf dem Ellwanger Schloßberg ein vorgeschichtlicher verschanzter Platz samt Mahlstätte; eine halbe Stunde jagstabwärts beim jetzigen Schafhof war auf einem ähnlichen aber niedrigeren und sanfteren Bergvorsprung von den Römern schon ein starkes Kastell errichtet worden, aber längst verlassen und dicht überwaldet. Gerade der Schloßberg tritt als stärkster und leicht zu vertheidigender Ausläufer von der weiten östlichen Fruchtebene in das Waldschluchtengewirr des Virngrunds heran und auch von der anderen, der linken Jagstseite treten geschickte Höhen herein, so daß sich gewiß sehr frühe schon Straßenzüge bei Ellwangen kreuzten (s. u.). Ehe das Jagstthal sich einschneidet zu engem tiefem wenig wegsamen Thalriß, liegt die mäßig große Stadt, gehoben durch große Gebäude, den alten Sankt Veitsdom, im Thal, das Schloß und die Schönenberg-Kirche auf den zunächst gelegenen nordöstlichen Anhöhen. Aber bis heute noch, verglichen mit den Nachbarstädten Aalen oder Crailsheim, hat Lage und Anblick der Stadt etwas Beengtes, Eingeschränktes; man glaubt ihr heute noch anzusehen, daß sie aus der Zelle eines frommen Mönches erwachsen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 052. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)