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der schwäbischen Alb bis zum Breitenstein bei Kirchheim, das Bergschloß Kapfenburg, den Braunenberg mit der Tanne, den Volkmarsberg, die höchste Kuppe des Aalbuchs, den Rosenstein, Scheuelberg, Bernhardus, die drei einsam schönen Kaiserberge, Stuifen, Rechberg, Staufen. Im Südwesten, Westen und Norden beschränken die Welzheimer, Löwensteiner, Limpurger und Crailsheimer Waldhöhen einigermaßen den Blick. Einkorn und Burgberg schieben kaum ihr Haupt aus dem düsteren Waldland, aber ferne dahinter tauchen bei hellem Himmel lichtblaue, langhingezogene Höhenstreifen verlockend empor. Und welch eine Weihe überkommt uns hier oben bei der alten großen steinernen Kirche; umher der Friedhof mit seinen Blumen und Grabkreuzen und wenigen wetterharten Waldbäumen.

Der zweite Theil des Oberamts bildet eine weite leichtgewellte Hochfläche, von seichten Thälern sparsam durchzogen, fast immer mit schöner Aussicht an die nahe Alb. Diese ragt, bis zu 726 m hoch, von Süden her mit ihrem Steilrand noch in den Bezirk herein, als dritter und kleinster Theil, und drängt den 588 m hohen Hornsberg bei Killingen als starken Vorposten weit in die Hochfläche vor. Wald bezeichnet im Ganzen und Großen die erste, Feld die zweite Gruppe, die dritte bringt zu Wald und Feld noch felsige Heide.

Gehen wir jetzt mehr in’s Einzelne. Im ersten Theil findet der Wanderer in den Bachgründen schöne Seen oder Weiher, hoch von Wald umschlossen; weiße Seerosen schwimmen auf der Flut, mannshohes Schilf wogt wehmüthig flüsternd um den Rand. In warmen Sommernächten, wenn die Waldvögel stumm werden, Glühwürmchen, wie Funken, ins Tannendunkel schweben und schwinden, ist man wie zurückversetzt in fromme sagenumsponnene Zeit, denkt an die Geschichte von der heiligen Genovefa, erzählt vom Verfasser der Ostereier, Christoph Schmid, der im nahen Dinkelsbühl geboren, als Kind schon diese Gegend durchstreifte. Und noch weht, wie vor tausend Jahren, der Rauch der Kohlenmeiler um die schweigenden Wipfel.

An den Weihern rauschen Sägmühlen, an den menschenleeren Heerstraßen steht zuweilen ein Wirthshaus bei Birken und Ebereschen, deren glührothe Beeren im Herbst diese stillen Straßen oft wundersam prächtig säumen. Auf Höhen und an den Berglehnen verstreut liegen unter bescheidenen Obstbäumen Höfe und Weiler mit warmen an der Wetterseite verbretterten rothangestrichenen Riegelhäusern. Spärlich sind die Trümmer

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)