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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

waren, das Schloß vornehmlich den feindlichen Angriffen ausgesetzt; es wurde daher auch öfters zerstört. Dieß geschah namentlich in den Jahren 1127, 1207. 1292, 1311, 1360 und 1519. Im Jahre 1127 fiel es in dem Kampfe der Hohenstaufen gegen den K. Lothar; 1207 soll es von den Welfen, 1292 (nach Steinhofer II. S. 195: 1294) von K. Adolph zerstört worden seyn, und 1311 oder 1312 wurde es in dem Kriege des K. Heinrich von Luxenburg gegen den Grafen Eberhard v. W. zu Grunde gerichtet. Im letztern Kriege hatte sich die feindliche Macht – die Herzoge von Teck, die Grafen von Tübingen, Aichelberg und Vaihingen mit den Eßlingern – vor die Burg gelegt. Graf Eberhard fiel auf ihr Lager herab, verlor aber den Sieg, weil die Seinigen sich zu frühe auf die Beute geworfen hatten, und das Schloß wurde nun erobert und gänzlich zerstört. Vergl. Sattler Gr. I. S. 68 etc. Von dieser Zeit an hörte die Burg auch auf, Residenz der Grafen zu seyn, Eberhard verlegte seinen Sitz 1320 nach Stuttgart. Gleichwohl wurde das Schloß als eine in damaligen Zeiten wichtige Veste in gutem Stande erhalten, und als sich Graf Eberhard 1361 mit seinem Bruder Ulrich verglich und ihm unter Anderem auch die Veste Würtemberg überließ, machte er ihm die Bedingung, daß er dieselbe in baulichem Wesen zu erhalten habe. Sattler Gr. I. S. 180. Das Jahr vorher, 1360, soll die Burg in dem Kriege, womit Kaiser Karl IV. den Grafen Eberhard v. Würtemberg heimsuchte, zerstört worden seyn. Die letzte Verwüstung erfuhr die Burg 1519 bey der Vertreibung des Herzogs Ulrich durch den Schwäbischen Bund. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1534 wurde sie von dem Herzog wieder hergestellt, und von ihm rührten die Gebäude her, deren Reste noch in der letztvergangenen Zeit zu sehen waren. Am 2. Jan. 1547, in dem Schmalkaldischen Kriege, ließ der Herzog von Alba das Schloß besetzen, und während des 30jährigen Kriegs, 1638, bemächtigten sich die Kaiserlichen desselben; aber außerdem, daß Letztere das Thor verbrannten, und den

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)