Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Hügel in den Weinbergen. Der Ort ist gut gebaut, hat ein Rathhaus, ein Schulhaus und eine gute Schildwirthschaft. In voriger Zeit hatte der Ort auch eine Mahlmühle am Neckar, sie wurde dem Eigenthümer vor etlichen Jahren von dem Staat abgekauft und fürsorglich für die beabsichtigte Ausdehnung der Neckarschifffahrt abgebrochen. Dagegen ist eine kleine Mühle an dem Bach erbaut worden. Die Kirche (St. Peter) soll ehemals eine Wallfahrts-Kapelle gewesen seyn. Sie wurde i. J. 1778 erweitert und neu hergestellt. Das Schulhaus wurde 1821 ganz neu gebaut. 1

Die Markung des Orts ist sehr beschränkt, die Eßlinger Markung greift bis in das Dorf herein, so daß mehrere Häuser noch auf letzterer stehen. Der durch den Ort laufende Uhlbach bildet die Gränze. Die Unter-Türkheimer besitzen noch 117 Mg. Güter auf Eßlinger Markung.[1] Die Einwohner sind sehr fleißig und regsam, die Hauptnahrung beruht in dem Weinbau, der Obstzucht und in dem Bau von Welschkorn und Küchengewächsen; der Ackerbau ist auf den Flächenraum von 59 Morgen, die willkührlich gebaut werden, beschränkt, kaum 2 bis 3 Familien erndten ihren Fruchtbedarf. Dagegen giebt es ziemlich viel Wiesen, und die meist gleich gut gelegenen Weinberge liefern einen der besten Landweine. Die Gemeinde besitzt einiges Grundeigenthum hauptsächlich an Wiesen; ihren Wald hat sie neuerlich an Bürger verkauft. Seit 1824 hat der Ort auch eine Industrie-Schule in weiblichen Arbeiten, welche von der Centralstelle des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt wird. Bey der ordentlichen Schule ist eine Stiftung von 70 fl. für Schulbücher nebst einem


  1. Nach einem Vertrage von 1590 hatte Würtemberg auch auf den Gütern der Ober-Türkheimer in Eßlingen Zwing und Bännen das Besteuerungsrecht, die Reichsstadt Eßlingen dagegen Frevel und Strafen. Während der Vertreibung des Herzogs Ulrich machten die Eßlinger an die östreich. würtemb. Regierung das Ansinnen, ihr Ober-Türkheim und Uhlbach käuflich zu überlassen, „dieweil beyder Flecken Güter wohl halb denen von Eßlingen sey.“
Empfohlene Zitierweise:
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)