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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

tritt wieder ein Geschlecht hervor, das sich von Mühlhausen schrieb. Dazu gehörte Reinhard v. M. „Bürger zu Prag,“ der 1380 die St. Veitskapelle stiftete, und sein Vater, Eberhard v. M. „Bürger zu Prag,“ der, wie auf der hintern Seite des Hochaltars in der Veitskirche zu lesen ist, Freytags vor St. Georg gestorben ist, und durch seinen Tod vermuthlich dem Sohne Veranlassung zur Stiftung der Kapelle gegeben hat. Sie führten 3 Mühlhauen im Wappen, noch jetzt das Wappen des Orts. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß sie zu dem alten edlen Geschlechte der von Mühlhausen gehört haben; an dem Besitze des Orts scheinen sie wenigstens keinen Theil mehr gehabt zu haben.[1] Nach Berthold von Mühlhausen kommen die von Blankenstein als Besitzer von Mühlhausen vor. Es war Swiggern v. Bl. nach Absterben Bertholds erblich zugefallen, vermuthlich durch Heirath einer Tochter des letztern, s. Sattler Gr. I. S. 87. Neben den von Blankenstein besassen die von Magenheim das Patronatrecht der Kirche mit dem Zehenten und Frohnhof (Pfarrwiddum). Die Oberherrschaft aber scheint als Ausfluß der alten Gaugrafschaft von alten Zeiten her im Besitze von Würtemberg gewesen zu seyn, das mit dem Besitze auch einigen gutsherrlichen Antheil verband, wie ihm denn auch nach Sattler (Gr. I. 71) die Burg gehörte. Im Jahr 1317 verkaufte Degenhard v. Weiler als Vormund seines Bruders, Swiggers v. Blankenstein, an Gr. Eberhard v. W. seine Fischenz zu M. um 40 Pfd. H., und Graf Bürgi v. Hohenberg, ein Enkel Ulrichs von Magenheim, an welchen nach dem Tode seines Großvaters das Patronatrecht gekommen war, verkaufte dieses mit Anderem an Ebendenselben 1321. Einen Beweis von der ehemaligen Würtembergischen


  1. In einer Urkunde d. d. Winnenden Sonntag vor St. Johann 1397 nennt sich ein jüngerer Reinhart von Mühlhhausen „des alten Schultheißen Sun von Mühlhusen,“ und den Stifter der Veitskapelle seinen Oheim – „der gar ersam und wise, min lieber Oheim Renhard v. Mühlhusen, Burger zu Prage.“ Vermuthlich stammt die Mühlhauser Familie Reinhardt, Renhardt aus dem Geschlecht ab.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)