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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

erworben, und denselben als Musterweinberg wieder mit Clevnern angebaut. Die Güterpreise sind sehr gering. Der fünfte Theil der Markung ist gutsherrschaftlich. Auf den bürgerlichen Weinbergen lasten Theilgebühren und Bodenwein. 1

Der Gemeindezustand ist in Ordnung, die Gemeinde ist schuldenfrey und hat sogar noch Activ-Capitalien, ob sie gleich kein Grundeigenthum besitzt, s. S. 84 und die Tab. IV. Zu den bürgerlichen Gerechtsamen oder Beneficien gehören in Mühlhausen und eben so auch in Oeffingen die s. g. Hauswiesen, ehemalige Allmanden und Weiden, die vertheilt und in gleichen Theilen jedem Hause zugeschieden worden, nun aber längst in freyes Eigenthum übergegangen sind, doch ohne das Haus nicht veräußert werden dürfen. Von den beyden Kirchen wird nur noch die Pfarrkirche gebraucht, Filial der Kirche ist Viesenhausen. Mit der Veitskirche war eine Kaplaney verbunden, die aber nach der Reformation aufgehoben wurde. Die Kaplaney ward von dem Erbauer der Kirche, Reinhard von Mühlhausen, mit 20 Schfl. Roggen, 20 Schfl. Dinkel und 20 Schfl. Haber, Gülten von Drittelsgütern zu Aldingen, gestiftet, die er von Hans von Kaltenthal, damaligem Gutsherrn zu Aldingen und Oßweil, erkauft hatte; Graf Eberhard v. W. erlaubte ihm, dieselbe zu besetzen. Bey der Aufhebung der Kaplaney wurde die Dotation mit der Pfarrbesoldung vereinigt. Der Pfarrer hatte dafür statt der Frühmeß eine Frühbetstunde in der Kirche zu halten. Im Jahr 1813 wurde die Kirche ganz aufgehoben, und die Kirchenpflege mit der von der Pfarrey vereinigt. Zu den Einkünften jener Pflege gehören verschiedene Zehenten und Theilgebühren, besonders aus Weinbergen, insbesondere der Großzehent in einem Bezirke zu Waiblingen, der dermalen zu 200 fl. verpachtet ist. Die vereinten Stiftungspflegen haben ein Einkommen von 500 bis 600 fl. Aus demselben wird ein Theil der Pfarr- und Schulmeisters-Besoldung gereicht. Die Reformation wurde in Mühlhausen erst i. J. 1567 von dem damaligen Gutsherrn Engelbold von Kaltenthal eingeführt. Das Patronat

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)