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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Betrage von 1283 fl. vorhanden. Eine eigentliche Industrie-Schule ist nicht vorhanden, dagegen werden seit 1826 an 100 Kinder, zum Theil auch Erwachsene, mit Falzen und Heften von Druckschriften für Stuttgarter Buchhändler und Buchbinder beschäftigt.

Die Pfarrey hat keine Filialien; Felbach war ehemals selbst Filial von der Ufkirche zu Canstatt, s. Canstatt. Wann es davon getrennt und eine eigene Pfarrey wurde, ist nicht bekannt, doch muß es vor der Reformation geschehen seyn, denn im Jahr 1504 wurde ein Vertrag geschlossen zwischen Joh. Koler, „derzeit Pfarrer in Felbach,“ und dem Domcapitel Constanz, wornach letzteres den Neubruchzehnten ungeschmälert haben, dagegen dem Pfarrer jährlich 9 E. Wein aus der Kelter im Imrod „nit des besten noch des schlechtesten,“ oder im Falle des Mißwachses 22 fl. reichen solle. In dem Verzeichnisse, das der Herzog Ulrich nach der Reformation von den Kirchenstellen aufnehmen ließ, kommt sogar neben der Pfarrstelle auch eine Frühmeß oder Caplaney vor. Das Besetzungsrecht von ersterer hatte Würtemberg, das der Frühmeß das Domcapitel Constanz; die Besoldungen reichte eben dieses Capitel, das deßwegen auch viele Zehnten und Gefälle in dem Orte hatte. Einen Theil derselben hatte es nach und nach auch durch Kauf erworben. So verkauften 1321 Wolf und in demselben Jahre Heinrich von Stein, und 1491 die von Rechberg ihre Zehnten an das Capitel[1]. Außer Constanz hatten auch das Stift Stuttgart und andere Theil an den Zehnten. Von dem Weinzehnten des Domcapitels rührte auch das Rohrtrunkrecht her, das die Felbacher hatten (s. S. 79), sich aber im Jahr 1604 von dem Kapitel mit 1700 fl. abkaufen ließen.


  1. Die Verkaufs-Urkunde liefert zugleich einen Beweis davon, wie zahlreich die Rechbergische Familie damals war. Die Verkäufer waren: „Albrecht, Hug und Hans von Rechberg, alle drey Gebrüder zu Ramsperg; Georg, Veit, Anbrecht und Hans v. R., alle 4 Gebrüder zu Aichach; Georg und Veit v. R., auch Gebrüder zu Staufeneck; Ber und Friedrich v. R., auch Gebrüder zu Baubenhausen, alle von Hohenrechberg,“ also nicht weniger als 11 Glieder des Hauses.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt153.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)