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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Spanier aufgehalten, sie würden über die Mauren zu Canstatt nit geritten seyn.“

Welches Schicksal der 30jährige Krieg und nach ihm die französischen Einfälle 1688, 1693 und 1707 über die Stadt gebracht haben, ist S. 11 schon berührt. Man kann sich einen Begriff von den Erpressungen machen, wenn man weiß, daß, als am 12. Febr. 1643 die Bayern von den französischen und weimarischen Völkern aus der Stadt vertrieben wurden, 11 Tage später aber zurückkehrten, sie Ersatz für diese 11 Tage verlangten, obgleich die Stadt von den erstern rein ausgeleert worden war.

Am schwersten drückten die lezten französischen Kriege, wie auf den Oberamtsbezirk überhaupt, so auch insbesondere auf die Stadt. Gleich anfänglich, 1796, waren die Stadt und Umgegend der Kriegsschauplatz selbst geworden. Nachdem Moreau über den Rhein gegangen war und das östreichische Heer zurückgedrängt hatte, suchten beyde Theile Canstatt zu gewinnen. Am 16. Juli kam der Vortrab des östreichischen Heeres daselbst an, und besezte den Kahlenstein, am 18. drangen die Franzosen unter St. Cyr fechtend in Stuttgart ein, an demselben und dem folgenden Tage ging das östreichische Hauptheer 80.000 Mann stark über den Neckar und nahm seine Stellung auf dem Felbacher Felde (im 30jährigen Kriege vom 19. bis 25. Jan. 1643 hatte daselbst auch das weimarische Heer gestanden). Der Erzherzog schlug sein Hauptquartier in Felbach auf. Am 20. kam Moreau in Stuttgart an, am 21. machte er den allgemeinen Angriff von Mühlhausen bis nach Eßlingen und auf die Filder hinauf. Um 8 Uhr Morgens eilte noch der Erzherzog Karl mit seinem Adjutanten von den westlichen Höhen herab durch die Stadt. Die lezten Östreicher gingen über den Neckar, und ein Theil der Brücke wurde von ihnen abgebrochen. Die Franzosen, welche Berg genommen, und den von den Sachsen verlassenen Kahlenstein besetzt hatten, rückten nun in die Vorstadt ein; die Östreicher hielten dagegen die Stadt besetzt. Eine fürchterliche Canonade, die

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)