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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Der Name Canstatt tritt zuerst erkundlich hervor i. J. 708. In diesen Jahren schenkt der Herzog Gottfried von Allemannien dem Kloster St. Gallen das Dorf Biberburg – Biberburgum vicum ad Neccarum. Actum Canstatt ad Neccarum.[1] Nicht lange nachher, 746, hält Karlmann, der Sohn Carl Martels, Gericht über die Herzoge von Allemannien und Bayern zu Canstatt, oder Condistatt, s. u. und 777 nimmt Karl der Große hier das Kloster Hersfeld in seinen Schutz, kraft Urkunde Datum Canstat. Wenks Hessische Landesgeschichte B. 2. Abtheil. 1. Urk. Buch Nr. 3.

Ältere kirchliche Einrichtung.

Übereinstimmend mit dem oben geschilderten ältern Zustande der Stadt war auch die kirchliche Einrichtung. Canstatt hatte ehemals drey Pfarrkirchen: die zu Altenburg, Canstatt und Ufkirche, welche die Pfarrkirchen der ganzen Gegend in weitem Umkreise, selbst Stuttgart mit eingeschloßen, waren, und ebendeßwegen ohne Zweifel zu den ältesten christlichen Kirchen des Landes gehören.

1) Die Pfarrkirche Altenburg, zum h. Martin, s. S. 89 u. 125. In dieselbe gehörten bis 1321 außer Altenburg, Brie, die jezige Vorstadt, Berg mit Gaisburg und Gablenberg; Wangen mit Roracker und Sillenbuch und Stuttgart, lauter Orte auf dem linken Neckarufer. Als aber der Graf Eberhard 1321 das Stift Beutelsbach nach Stuttgart verlegte, wurde nicht nur die neue Stiftskirche daselbst eine selbstständige Pfarrkirche, sondern es schenkte auch der Graf dem Stifte, zu dessen besserer Ausstattung, „die Kirche zu Altenburg, darzu Stuttgarden Berge und Wangen gehörent,“ mit dem Patronatrecht und allen Nutzen und Rechten. Sattler, Gesch. v. W. Gr.


  1. Neugart Cod. Diplom. Nr. 6. Neugart erklärt dieses Biberburg durch Brieburg und hält es somit für unser Brie; es ist jedoch wahrscheinlicher, daß es an der Mündung des Biberbachs, jezt Feuerbach genannt lag, und das jezige Mühlhausen war. S. Mühlhausen.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)