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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Pachtgeld von 1100 fl., obgleich auch an den andern Quellen viel Wasser geholt wird. Für die Füllung wird von einem Kruge 1/2 kr., für die Füllung und Versieglung 1 kr. bezahlt. Bey einer sorgfältigen Füllung erhält sich das Wasser lange Zeit in vollkommener Kraft und kann auch weit versendet werden. Das Wasser hat einen prickelnd säuerlichen und ziemlich salzigen Geschmack. Wegen seines großen kohlensauren Gehalts mussirt es stärker als Champagner Wein, schnell getrunken verursacht es auch eine augenblickliche Berauschung. 1

Die Sulzerainquelle wurde lange Zeit blos zum Betrieb einer Ölmühle benutzt, erst allmählig wurde sie auch als Trinkquelle aufgesucht. Der vormalige Oberamtmann Seyffer ließ deßwegen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts eine Einrichtung zur Bequemlichkeit der Gäste dabey machen. Die Besuche mehrten sich, und nahmen, insbesondere vom Jahr 1812 an, auffallend zu. Ein dankbarer Brunnengast, der Herr Hofrath Sick, nahm sich der sehr bescheidenen Anstalt an, und verschönerte 1814 die Umgebung des Brunnens durch neue Anlagen. Später wollte eine Gesellschaft eine große Bad- und Brunnen-Anstalt an der Quelle errichten, sie suchte dazu die Königliche Erlaubniß nach; die Bitte hatte die Folge, daß der König Friedrich dem Stadtmagistrat die Absicht zu erkennen geben ließ, selbst eine entsprechende Anstalt zu gründen, wofern die Stadt Ihm das Eigenthumsrecht auf den Brunnen und den Sulzerain abtreten wolle. Die Abtretung geschah; aber ungünstige Umstände beschränkten die Ausführung des Königlichen Plans auf einige nothdürftige Einrichtungen. Das Bedürfniß verlangte jedoch mehr und glücklicher Weise kam diesem Bedürfniß eine allgemeine Theilnahme zu Hülfe. Es flossen Privatbeyträge bis auf die Summe 5000 fl. und es bildete sich nun der oben erwähnte Brunnenverein, der das Glück hatte, in dem Herrn General-Lieutenannt von Spitzenberg einen eben so einsichtsvollen als kräftig wirkenden Vorstand zu gewinnen. S. M. der König Wilhelm, stets geneigt,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt115.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)