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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Würtemberg auf 10 Jahre bat. 1772 wurde auf herrschaftliche Kosten ein „Salzquellen-Ergrabungs- und Bohr-Versuchs-Geschäft“ an dem Sulzerain unternommen und bis ins Jahr 1773 fortgesetzt. Ungefähr 60 Schritte von der alten Quelle daselbst wurde zuerst ein Schacht von 50′ Tiefe gegraben und hierauf der Bohrer angesetzt. Nachdem man in eine Tiefe von 106′ gekommen war, brach plötzlich eine ausserordentlich starke Quelle an, die eine fast tödtliche Ausdünstung voranschickte, und die Arbeiter in große Gefahr setzte. Da aber der Gehalt des Wassers noch nicht befriedigte, so wurden die Bohrarbeiten fortgesetzt, und bis in eine Tiefe von beynahe dritthalbhundert Fuß getrieben. Der beabsichtigte Zweck wurde nun zwar nicht erreicht, dagegen erhielt Canstatt durch das Unternehmen eine seiner gehaltreichsten Mineralquellen.

2) Die alte Sulzerain-Quelle, welche nur etwa 50 Schritte von der vorigen, auf den unter der Anhöhe gelegenen Gütern hervorquillt; sie ist unbedeckt und unbenutzt.

3) Die Zollerische Quelle, ganz nahe bey der vorigen auf einer Wiese, im Burgstall genannt. Sie zeigte sich erstmals 1814; der Eigenthümer des Guts wollte sie durch Auftragen eines Hügels abtreiben, aber als man ihr im Frühjahr 1817 etwas Luft machte, brach sie neuerdings mit Macht in einem mannsdicken Strahle hervor und fließt nun seitdem in üppiger Fülle. Sie ist bedeckt und versieht das Zollerische oder Wilhelmsbad mit Wasser.

4) und 5) Die Frösnerischen Quellen in dem Badegarten, zwey neben einander liegende, sehr ergiebige Quellen, wovon die eine das Männlein und die andere das Weiblein genannt wird, eine Benennung, die daher rühren soll, daß sich die eine, das sogenannte Weiblein, vor der neuen Fassung periodisch getrübt hat, vielleicht aber auch von ihrem Nebeneinanderliegen herkommt.

6) Die Stadt-Sulz neben dem Rathhause. Sie quillt aus einem großen, zum Theil über 20′ tiefen Kessel mit vielen Quellen, deren in Menge aufsteigende Luftbläschen

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)