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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

5. Eine Schießstätte, die früher bey dem Krahn war, ist neuerlich weiter abwärts am Neckar neu und gut eingerichtet worden. Wie in andern Städten, so hat sich auch in Canstatt in der letzten Zeit eine Bürgergarde unter dem Namen Schützen-Corps gebildet. Bey der Einrichtung, welche dergleichen Anstalten erhielten, blieben ihre Vortheile sehr zweifelhaft, weniger dagegen ihre Nachtheile.

6. Ein Exerzierplatz, zu den größeren Übungen der Besatzung von Stuttgart, befindet sich ganz nahe bey der Stadt. Der Platz ist 43 Mrgn. groß. Er war Eigenthum der Stadt und wurde durch Vertrag vom 20. März 1821 von ihr gegen den herrschaftlichen Heu- und Obstzehenten, 91/2 Mg. Wiesen zu Münster und 186 fl. jährliche Gefälle etc. vertauscht.

7. Brunnen- und Bade-Anstalten. Die Stadt ist weniger gut mit gewöhnlichem Quellwasser, als mit Mineralwasser versehen. Es fehlt zwar nicht an Brunnen,[1] aber das Wasser ist von geringer Beschaffenheit, und weder zum Waschen, noch zum Kochen wohl brauchbar. Nur ein einziger Brunnen in der Stadt liefert etwas besseres Wasser; er wird der Erbsenbrunnen genannt, weil sein Wasser auch zum Kochen der Hülsenfrüchte gebraucht werden kann. Dagegen ist ein ausserordentlicher Reichthum an Mineralquellen, in Canstatt Sulzen genannt, vorhanden. Man zählt zu Canstatt über 30 Mineralquellen, darunter 10 Hauptquellen und zwar:

1) Die Sulzerain-Quelle. Diese Quelle kam erst in vorigem Jahrhundert zum Vorschein. Durch ihren Salzgehalt haben die Canstatter Quellen zu verschiedenen Versuchen auf Salzgewinnung Veranlassung gegeben. Solche Versuche wurden 1709 und 1710 mit der Stadtsulz gemacht; 1739 erhielt Gottfried Demmler auf sein Ansuchen ein Privilegium auf sämmtliche Quellen. Er war seiner Sache so gewiß, daß er zugleich um ein Verbot aller Salzeinfuhr in


  1. Ein artesischer Brunnen ist im vorigen Jahr von der K. Hofbaudirektion mit dem glücklichsten Erfolg gebohrt worden.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)