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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

daher schon längst damit umgegangen, eine neue und zwar ganz steinerne Brücke an ihre Stelle zu setzen; da aber die Kräfte der Stadt, welcher bisher die Baulast gegen Bezug eines Brückengelds allein obgelegen war, zu einer solchen nicht hinreichen, und billiger Weise auch dafür nicht in Anspruch genommen werden können, so entschloß sich die Regierung, ins Mittel zu treten, und es wurde auf ihren Antrag i. J. 1830 von den Ständen die Summe von 189.300 fl. zu dem Bau bewilligt, unter der Bedingung, daß die Stadt die weiteren Kosten – der Überschlag war auf 230.000 fl. berechnet – zuschießen und daneben ihr Recht auf das Brückengeld aufgeben solle. Da sich die Stadt jedoch neben Aufgebung des Brückengelds nur zu einem Beytrag von 25.000 fl. verstehen wollte, so blieb der Bau bis jetzt um so mehr aufgeschoben, als man auch über die Stelle nicht ganz einig war, auf welche die neue Brücke gesetzt werden sollte. Weil indeß der Zustand der alten Brücke immer gefährlicher sich zeigte, so wurde einstweilen im Sommer 1831 oberhalb derselben auf Staatskosten eine Nothbrücke gebaut; das Brückengeld aber wurde von der Stadt vorläufig aufgehoben, weil sie durch die Interimsbrücke dazu genöthigt war. Das Recht des Brückengelds war der Stadt durch zwey kaiserliche Privilegien von Kaiser Karl V. 1532 und von K. Rudolph II. 1593 bestätigt worden. 1

Neben der Canstatter Brücke hat die Stadt auch noch mit einem Viertheil zu dem Bau und der Unterhaltung der Unter-Türkheimer Brücke beyzutragen. Diese Obliegenheit hat folgenden Grund: Graf Eberhard d. j. ließ ums Jahr 1480 der Stadt durch den Vogt Rummel den Antrag machen, daß er den Weg über Berg abthun wolle, wenn sich die Stadt dagegen erkenntlich bezeuge. Die Stadt bezahlte dem Grafen die Summe von 100 Thalern, und der Weg von Stuttgart und Canstatt über Berg nach Eßlingen blieb verboten. Nun gründete aber darauf nachher Graf Eberhard d. ä. das Ansinnen an die Stadt, auch den Bau und die Erhaltung der Unter-Türkheimer Brücke zu

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)