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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

versuchte Schiffbarmachung des Neckars bis Plochingen hinauf gehörte, vereitelt zu haben, und die folgende, an Kriegs-Ereignissen schwere Zeit war nicht geeignet zu dergleichen Unternehmungen. Erst unter dem Herzog Eberhard Ludwig wurde wieder ernstlich an die Neckarschifffahrt gedacht. Im Jahr 1712 wurde eine Untersuchungsfahrt von Heilbronn bis Berg gemacht; in Folge derselben unternahm es der Kammer-Präsident von Tessin, die Neckarstraße im Laufe eines Sommers herzustellen. Es geschah, und die Stadt Canstatt stellte selber 2000 Fröhner und Fuhren nebst Eichen und anderem Holz dazu. Im folgenden Jahre 1713 wurde „die Schifffahrt zu Canstatt mit vielen Solennitäten auf- und eingerichtet,“ und man kann von dieser Zeit die Schiffbarmachung des Neckars datiren. Zu Canstatt wurde nun eine eigene Schiffer-Innung errichtet, und von 1716 an gingen alle Wochen zwey Marktschiffe zwischen Canstatt hin und her. Nach abwechselnder Ebbe und Fluth wurde endlich 1743 auch ein Krahn zu Canstatt erbaut, die Herzogliche Kammer aber zog sich von dem Geschäfte zurück und überließ dasselbe mit Nutzen und Lasten der Stadt Canstatt. 1

Die nach der Mitte des letzten Jahrhunderts erfolgte Anlegung von Kunststraßen konnte der Schifffahrt nicht günstig seyn, und wäre die Heilbronner Straße zweckmäßiger angelegt worden, so würde sich jene bey dem jetzigen geringen Unterschied der Fracht und dem viel langsamern Gang der Schiffe vermuthlich ganz aufgehoben haben. Durch den mit Pfalzbayern 16. Juli 1782 abgeschlossenen Salz- und Weinhandels-Vertrag erhielt die Schifffahrt wieder neues Leben. Der Vertrag legte Würtemberg zugleich die Verpflichtung auf, „die Neckarschifffahrt von Canstatt nach Heilbronn, welche zum Behuf der groben und schweren Güter unentbehrlich, innerhalb Jahresfrist vollkommen und brauchbar herzurichten.“ Es bildete sich jetzt eine Speditionshandlung unter der Firma „Gsell, Reinhard und Comp.,“ nachher „Beuttenmüller und Comp.,“ welche das Geschäft von der Stadt in Pacht erhielt, und es wurde nun auch wieder

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)