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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

An die Stelle der Tabacksmühle ist jedoch neuerlich eine Öl- und Obst-Mühle getreten. Die Mahlmühle ist Eigenthum der Stadt. Sie wurde 1605 ganz neu hergestellt; sie hat 9 Mahlgänge und vereinigt mehrere kleinere Mühlen, die ehemals bey der Stadt, eine sogar in der Vorstadt, standen, namentlich die „Sulzmühle bey dem Schmidener Thor,“ wegen der die Stadt noch bis 1821 an die Kammer 3 fl. 35 kr. Zins zu entrichten hatte, ferner die Fluormühle, die unterhalb der Stadt im Fluor gestanden hatte, 1604 abgebrochen und mit der „gemeinen Neckar- oder Bürgermühle“ unter einem Dach vereinigt wurde. Die Stadt hat ferner 2 Apotheken, 2 Buchdruckereyen, 7 Schild- und 4 Speise-Wirthschaften, 3 Bade-Anstalten, von welchen unten noch weiter zu finden ist, eine neuerdings errichtete kleine Bierbrauerey, 2 Instrumentenmacher, einen Orgelmacher u. s. w. Von den beyden Apotheken ist die eine, die Mohrstattische erst 1816 errichtet worden, die andere wurde 1638 gegründet, indem dem Hofapotheker Künlen in Stuttgart gestattet wurde, „ein besonderes Corpusculum pharmaceuticum oder Apothekerstückwerklein“ in Canstatt aufzurichten. Die Mohrstattische Apotheke liefert zugleich verschiedene chemische Fabrikate in den Handel, namentlich neben den gewöhnlichen pharmaceutischen Präparaten noch Scheidewasser, Weinsteinsalz, Firnisse aller Art, auch Chocolade und Liqueurs. Von den gewöhnlichen Gewerben ward ehemals die Strumpfweberey durch die franz. Refugiés sehr stark betrieben, noch jetzt zählt die Stadt 8 Strumpfweber. Sonst stand auch die Canstatter Bäckerey in Ansehen, die „Canstatter Mütschelein“, ein Butterbackwerk, und die „Canstatter Brödlein“, ein Zwieback, haben von ihr den Namen. 1

Der Handel ist ebenfalls bedeutend, der innere Verkehr will zwar wegen der Nähe von Stuttgart nicht viel heißen, desto größer ist der Verkehr und Absatz der Fabriken und der Speditionshandel; auch hat die Stadt 2 Großhandlungen in Material- und Farbwaren. Der Speditionshandel wird sowohl zu Wasser als zu Land betrieben,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)