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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Wir wollen nur Einige von den letzten Generationen nennen.

Georg Conrad Rieger, Sohn des Weingärtners Michael Rieger und Vater des bekannten Generals und des Consist. Raths und Stiftpredigers Rieger, geb. 7. März 1687, gestorben als Special-Superintendent in Stuttgart 1743, seiner Zeit ein sehr geachteter Geistlicher und nicht unberühmter Schriftsteller im Fache der Homiletik und Kirchengeschichte.

Immanuel Rieger, Bruder des vorigen, und Vater des Ministers Baron v. Rieger, geb. 15. May 1699, gestorben als Regierungsrath und Stadtvogt zu Stuttgart 1758.

Georg Bernhard Bilfinger (nach den Canst. Kirchenbüchern Bülfinger) K. Würt. Geh. Rath, Sohn des Special-Superintendenten in Canstatt, geb. 23. Jan. 1693. Er machte den gewöhnlichen theologischen Studienlauf, wurde 1721 außerordentlicher Professor der Phil. in Tübingen und 1724 ord. Professor der Mathematik, folgte 1725 einem Ruf als Professor der Philos. und Physik nach Petersburg, und kehrte 1731 als Professor der Theol. und Superintendent des theol. Stifts nach Tübingen zurück. 1735 ernannte ihn der Herzog Karl Alexander zum Geheimen Rath und übertrug ihm noch insbesondere die Direction seiner Festungsbau-Unternehmungen; 1737 wurde er zugleich Consistorial-Präsident. Das Jahr vorher hatte er ein kais. Geschenk von Rußland wegen seinen Erfindungen im Fortificationsfach erhalten. Er starb als einer der berühmtesten Männer seiner Zeit d. 18. Febr. 1750.

Ferdinand Friedr. von Nicolai, K. Würt. General-Feldzeugmeister, Großkr. des Würt. Milit.-Verdienst und des K. Preuß. rothen Adler-Ordens, Sohn eines Bürgermeisters, geb. 20. Oct. 1730. Er studirte die Rechte in Tübingen. Als Student schrieb er auf eine noch vorhandene, runde Fensterscheibe in seinem väterlichen Hause die Worte: Ferdinand Frid. Nicolai, J. U. Lic. 1751. Forsan in ignoto fors mea floret agro. Diese Worte waren prophetisch. N. kam nach Preußen, faßte dort, veranlaßt durch den großen Friedrich, Neigung zum Kriegswesen, trat 1756 als Artillerie-Officier in Würt. Dienste und machte im Generalstab den siebenjährigen Krieg mit, durchlief sofort alle milit. Grade, und erwarb sich daneben den Ruf eines ausgezeichneten milit. Schriftstellers. Seiner vorzüglichen Eigenschaften wegen wurde er von König Friedrich, als damals regierendem Herzog, an die Höfe von Berlin und Petersburg gesandt, nach dieser Sendung aber zum General Feldzeugmeister und Mitglied des K. Staatsministerium ernannt. Er starb zu Ludwigsburg 1814, in einem Alter von 84 Jahren.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)