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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Uhlbacher bezahlt und vielfältig als Burgunder verkauft wurde. Dasselbe war auch mit dem rothen Mühlhäuser der Fall. In späterer Zeit ist die Güte der Weine sehr herabgekommen, die Kriegszeiten und zahllose Truppendurchmärsche ließen mehr auf die Menge als auf die Güte abheben, weil auch der geringe Wein einen sehr hohen Preis galt.

Die Verbesserung des Weinbaus ließ sich in voriger Zeit der Geh. Rath Bilfinger, ein geborner Canstatter, sehr angelegen seyn. Er verschrieb Reben aus allen Weltgegenden, aus Frankreich, Italien, Spanien und Ungarn, selbst aus Griechenland, und legte seine eigene Weinberge zu Canstatt damit an, brachte aber dadurch auch manchen untauglichen Samen ins Land, und trug unschuldiger Weise zur Vermehrung verschiedenartiger Sorten in einem und demselben Weinberge bey, wodurch die Güte und der Charakter des Neckarweins auch sonst verdorben wurde. In neueren Zeiten haben sich die Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins und die Weinverbesserungs-Gesellschaft um die Verbesserung des Weinbaus sehr verdient gemacht. Jene legte mit dem glücklichsten Erfolge den Versuchsweinberg in Unter-Türkheim mit Rißlingreben, so wie neuerlich einen Weinberg zu Mühlhausen mit Clevnern an, und letztere, die Weinverbesserungs-Gesellschaft, übernahm den Unter-Türkheimer Weinberg, und fuhr fort, durch Lehre und Beyspiel, besonders auch in der Behandlung des Weinerzeugnisses, zu wirken. Nicht weniger vortheilhaft hat die K. Hofkammer durch das in ihren Weinbergen zu Unter-Türkheim gegebene Beyspiel auf die Verbesserung des Weinbaues gewirkt.

Der Ertrag aus den diesseitigen Weinbergen kann im Durchschnitt auf anderthalb Eimer vom Morgen geschätzt werden; 4 Eimer sind schon ein sehr reichlicher Ertrag; in außerordentlichen Jahrgängen wurden übrigens theilweise auch schon 8 bis 10 Eimer gelesen. Die Preise des Weins sind nach der Qualität und den Jahrgängen sehr verschieden, vergleichungsweise aber immer so hoch, als in irgend einer Gegend des Landes. Das Rißlinggewächs wurde mit in den

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)