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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Gyps und zuletzt der rothe aufliegen, der dann gewöhnlich mit einer Schichte von einem weicheren körnigblättrigen Gyps bedeckt ist. Zwischen diesen Schichten liegen theils rothe und graue Mergel-Lagen, theils festerer, rauchgrauer Schieferthon. Bey den körnigen Abänderungen und namentlich bey dem weißen Gyps scheint sich die Tendenz zur Krystallisation im Gypsspathe rein, in dem fasrigen Gyps als Annäherung zur Kristallisation zu finden. Die rothe Farbe erscheint auch hier constant nur in den obern Schichten, wohl vorzüglich als Folge von Infiltration entweder durch Eisen oder Braunstein hervorgerufen. Die Gypsflöze auf der Felbacher Höhe sind nur 10–12 Fuß abgebaut und daher findet man bey ihnen nur die grauen Abänderungen, doch hin und wieder mit schönem fasrigem Gyps in 1/2 Zoll mächtigen Schichten und bisweilen scheinen auch kleine Trigonellen wie am Asperg in demselbigen vorzukommen. Die Gypsflöze auf der Höhe beym Brag-Wirthshause gehören ebenfalls den obersten Schichten an, da solche meist aus grauem, mehr körnigem Gyps mit häufig durchsetzendem Schieferthon und grauem Thonmergel bestehen; der dichtere Gyps, auf welchem sie ohne Zweifel aufruhen, findet sich tiefer unten in der Nähe von Feuerbach. 1

Der Keupersandstein. Diese erst seit ungefähr 10 Jahren bestimmte Gebirgsart bildet nach dem Muschelkalk den größern Theil des Oberamts und konstituirt die höher gelegenen Theile desselben; namentlich bestehen die Höhen von Rotenberg, Uhlbach, der Gebirgsrücken, den der Kapelberg bis gegen Schanbach hin bildet, die Höhen von Stetten und Rommelshausen ganz aus demselben, sodann findet er sich wieder auf den Anhöhen bey dem Brag-Wirthshause bis gegen Zuffenhausen, namentlich in der Gegend vom Burgholz, wo derselbige, wie im Zabergau und im untern Neckarthale, gewöhnlich kuppenförmig auf dem, den Fuß der kleinen Berge bildenden, Muschelkalk aufgelagert ist. Auch hier findet man, wie in der Gegend von Stuttgart, den Schichtenwechsel der für Würtemberg so ausgezeichneten Gebirgsformation recht deutlich aufgeschlossen. Hinter dem Dorf Rotenberg zeigt sich zuerst die Auflagerung auf dem Keupergyps, ausgezeichnet durch den daselbst einbrechenden feinkörnigen ölgrünen Thonsandstein, in welchem die bedeutenden Steinbrüche angelegt sind, welche zum Theil das Baumaterial zu den schönen Bausteinen der Kapelle auf dem Rotenberge lieferten; diese Schichte enthält in der Regel

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 036. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt036.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)