Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Graben führte eine Zugbrücke zu dem spitzbogigen Eingang in die eigentliche Burg, der ein etwa 40′ langes und gegen 20′ hohes Gewölbe bildet, an dessen oberem Schluß 4 Wappenschilde in gleichen Entfernungen von etwa 10′ angebracht sind, der erste einen Löwen und der zweite ein Kreuz darstellend, die Bilder der übrigen sind unkenntlich geworden. Von diesem Gewölbe führt an der westlichen Seite ein Ausgang in das Innere des Burgraums; über dem Ausgang ist eine Krone, ein Monogramm und die Jahrszahl 1620 angebracht. Über dieser Thorhalle erheben sich die Reste des ehemaligen Thorhauses, von dem noch 2 Stockwerke theilweise erhalten sind. Ehe man in das Thorgewölbe eintritt, noch außerhalb der eigentlichen Burg, stehen östlich des Eingangs die Reste eines Gebäudes, welches früher die Wohnung des Burgvogts gewesen sein soll. Der mit einer starken Mauer und Zwinger umfangene Burgraum bildet ein Viereck, dessen südöstliche Ecke jedoch abgerundet ist; die nördliche, gegen das Städtchen gekehrte Seite war ein sogen. Mantel, eine gegen 10′ dicke Flankenmauer, an welche sich das älteste und merkwürdigste Bauwerk der Burg, der noch gut erhaltene Thurm (Berchfried) anlehnt. Derselbe ist 100′ hoch, bildet ein regelmäßiges Viereck, dessen Seiten je 29′ 3″ lang sind; die Dicke der aus Buckelsteinen aufgeführten Mauern beträgt auf der südlichen und östlichen Seite 7′, auf der nördlichen und westlichen aber 9′. Der ursprüngliche rundbogige Eingang befindet sich 40′ über der Erdfläche an der Südseite, an welcher noch 2 Schußscharten angebracht sind; der gegenwärtige Eingang zu ebener Erde wurde erst im Jahr 1814 auf Veranlassung des damaligen Stadtpfarrers Hopf eingebrochen und zugleich die nöthige Stiege angebracht, welche im Jahr 1844 die Staatsfinanzverwaltung erneuern ließ. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern nur aus Holz erbaute Fachwerke, deren sich 2 abwärts und 3 aufwärts von dem ursprünglichen Eingang befanden. Das unterste Stockwerk hat keine Lichtöffnung, das 2. dagegen eine Schußscharte auf der Südseite, im 3. befindet sich der Eingang, im 4. ist ebenfalls auf der Südseite eine Schußscharte angebracht und das 5., welches mit einem Tonnengewölbe schließt, wird durch ein rundbogiges, an der Nordseite angebrachtes Fensterchen beleuchtet. Von diesen obersten Stockwerke führt innerhalb der Mauer eine, durch ein 4eckiges Fenster an der Ostseite beleuchtete Wendeltreppe bis zur Zinne des Thurms, welche mit Steinplatten belegt und mit einer gut ausgeführten steinernen Brüstung umgeben ist. Auf der Plattform, deren Seiten je 20′ lang sind, erhebt sich eine

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)