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über den schmalen Bergrücken lief, unzugänglich gemacht; hinter dem Graben, über den eine Zugbrücke angelegt war, erhob sich eine Mauer, durch die ein kleines Thor zu dem 11′ hinter demselben stehenden Hauptthor mit großartigem Thorthurme führte. Zu beiden Seiten des Thorthurmes stand eine hohe, 10′ dicke Mauer (sogen. Mantel), von der nur noch der westliche Theil vorhanden ist. In der Nähe des Hauptthors steht das ehemalige, gegenwärtig dem Bürger Ulrich Walz gehörige Amthaus[1], von dem man mittelst des Umlaufs auf der Mauer zu dem Eingang in den Thorthurm gelangen konnte. Von der schmalen, ehemals mit Graben, Mauren und Thorthürmen stark befestigten Stadtseite laufen jetzt noch zu beiden Seiten des Städtchens die Stadtmauern und Zwingern, welche sich an den um die Burg führenden Zwinger anschließen, so daß das ehemalige Städtchen von allen Seiten ungemein fest und unzugänglich war. Der befestigte Theil, das sog. innere Städtchen, ist sehr klein und umfaßt nur die Kirche, das Pfarrhaus, das Schulhaus, 11 Wohngebäude und 3 Öconomiegebäude. Das außerhalb des befestigten Raums gelegene, sog. äußere Städtchen, besteht aus meist kleinen Häusern, die ziemlich dicht und winkelig aneinander gebaut sind. Dieser Ortstheil enthält den geräumigen Marktplatz, auf dem eine kräftig gewachsene Linde steht, in deren Nähe eine junge nachgepflanzt worden ist. Im Allgemeinen hat der Ort, abgesehen von seiner reizenden Lage, nicht viel Ansprechendes, ist jedoch ziemlich reinlich gehalten und die Hauptstraße der Altstadt durchaus gepflastert.

Die am südlichen Ortsende gelegene Pfarrkirche, welche von den zum Kirchspiel gehörigen Gemeinden unterhalten wird, scheint ursprünglich nur ein fester Thurm gewesen zu sein, dessen unterstes Stockwerk die Stelle einer Kapelle vertrat; dasselbe ist mit einem uralten Tonnengewölbe gedeckt und zeigt noch rohe Spuren von frühromanischer Bauweise. Diesem festen Kappellenthurm scheint später eine kleine Kirche angebaut worden zu sein, die dann erst im Jahr 1578 ihre gegenwärtige Vergrößerung erhielt. In der Kirche befinden sich 2 Grabmale, eines dem Oberjägermeister von Braitenbach, † den 28. Dez. 1593, das andere dem württ. Obervogt Johann Friedrich von Bouwinghausen-Wallmerode, † den 22. Okt. 1746, gewidmet. Auf dem viereckigen, mit einem Satteldach versehenen Thurme hängen 3 Glocken aus neuerer Zeit.


  1. Der letzte Zavelsteiner Amtmann, gewöhnlich Stabsrichter genannt, hatte übrigens seinen Wohnsitz in Teinach. Vergl. überhaupt die Ortsbeschreibung von Teinach.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)