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worden, wozu vom Staat 900 fl., durch eine unter den Badgästen veranstaltete Collecte 200 fl. beigetragen und der Gemeinde den 8. Januar 1841 noch eine Collecte in allen evangel. Gemeinden des Landes gestattet wurde. Das Gebäude enthält im unteren Stockwerk ein Gemeinderathszimmer und das örtliche Gefängniß, im obern die Wohngelasse des Schulmeisters und 2 Lehrzimmer, eines für die Volksschule, das andere für die Kleinkinderschule, neben welcher seit 1823 auch eine Industrieschule besteht.

Im Eigenthum der Gemeinde stehen ferner 2 Armenhäuser, ein öffentliches Waschhaus und ein Arrestgebäude.

Neben den Mineralquellen (s. über diese unten) ist der Ort im Überfluß mit vortrefflichem Trink- (Süß-) wasser versehen, welches fünf laufende Brunnen liefern. Unter diesen Süßwasserbrunnen zeichnet sich der vor dem Badwirthschaftsgebäude stehende durch seine Schönheit besonders aus; das Wasser desselben ergießt sich aus einer auf einer Säule ruhenden Schaale in eine unterhalb angebrachte, 10′ im Durchmesser haltende, aus einem Sandstein gearbeitete Hauptschaale. Ein zweiter Brunnen, zwischen der Kirche und dem Palais stehend, ist wegen des hohen Alters der Brunnensäule und Schaalen merkwürdig, welche Herzog Eberhard Ludwig aus den Ruinen des Klosters Hirschau nach Teinach versetzen ließ. Der Brunnen ist im romanischen Styl aus buntem Sandstein ausgeführt und hat 2 über einander stehende 12seitige Schaalen, von denen der Rand der oberen mit verschiedenen Thierköpfen geziert ist und die untere von 4 Löwenköpfen getragen wird.

Die Einwohner von Teinach sind im Allgemeinen körperlich unansehnlich und nicht selten dem Kretinismus unterworfen, der sogar in einzelnen ausgebildeten Formen auftritt; ihr Erwerb besteht, neben etwas Feldbau, meist in Taglohnsarbeiten theils im Ort, theils in den benachbarten Fabriken, in Dienstleistungen für Kurgäste, in Handel mit Sauerwasser und Einsammeln von Beeren in den Waldungen (Heidelbeeren etc.). Von Gewerben befinden sich nur die nöthigsten Handwerker und zwei Krämer im Orte. Auch bestehen im Ort 2 von der Teinach getriebene Mühlen, die obere und die untere Mühle je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Zwei Sägmühlen an der Teinach, die eine auf Emberger, die andere auf Sommenhardter Markung gelegen, sind Eigenthum von Teinacher Bürgern.

Als besondere Erwerbsquellen für Teinach sind übrigens die neuerlich viel besuchten Brunnen- und Badanstalten zu betrachten. Die oben beschriebenen, dem Staate gehörigen Gebäude mit Gastwirthschaft,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)