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Graben (das sogen. Geigerles Lotterbett); daselbst ist in den Felsen eine spitzbogige Nische eingehauen, in der ursprünglich ein Heiligenbild stand. In der Richtung gegen Osten folgt bald ein zweiter Graben und jenseits desselben haben sich von den ehemaligen Vorwerken noch einige Mauern und die Grundreste eines Thurms erhalten; es folgt nun ein dritter und endlich ein vierter Graben, auf dessen jenseitigem Rande ein sogen. Mantel stand, der theilweise noch erhalten ist. Von hier gelangt man zu dem fünften Graben und über denselben in die eigentliche Burg, die mit einer im Bogen gestellten 4′ dicken, mit Schußscharten versehenen Mauer beginnt, durch welche ein Thor in einen kleinen Vorhof führt und auf deren nördlicher Ecke ein rundes Thürmchen steht. Innerhalb dieser Mauer befinden sich großartige, zum Theil noch gegen 40′ hohe Mauern der ehemaligen Schloßgebäude, aus denen sich übrigens kein klares Bild von ihrer ursprünglichen Beschaffenheit und Bestimmung mehr entwerfen läßt. Nur ein viereckiger Thurm an der südlichen Seite ist noch ziemlich gut erhalten. Östlich von dem Schlosse lief abermals ein Graben, der einzelne gegen Osten angelegte, nur wenig noch erhaltene Vorwerke von der Hauptburg trennte. Sämmtliche Gräben laufen quer über den Bergrücken von einer Steilwand zu der andern. Die Umgebung der Ruine ist wild verwachsen und war kaum zugänglich, bis im Jahr 1854 der Waldschütze Gaus von Neu-Bulach und in neuester Zeit der Oberförster Niethammer in Wildberg den Zugang zu dieser ehrwürdigen Ruine durch zweckmäßig und sinnreich angelegte Wege bequem machten.

Auf der Waldecker Markung, gegenüber von Kentheim, ist dermalen im Bau begriffen eine Baumwollspinnerei für 10–12.000 Spindeln, welche die Besitzer der Spinnerei Tanneneck, J. F. Stälin und Söhne in Calw, errichten lassen.

Die ehemalige Veste Waldeck (von mehreren gleichnamigen Burgen wohl zu unterscheiden) war das Stammhaus der Edlen von Waldeck, der Waldecker-Familie der Stadelherrn, Waldvögte, Truchseße, ursprünglich gräflich Calwischer, später gräflich Ebersteinischer, beziehungsweise pfalzgräflich Tübingischer Dienstmannen und Lehensleute; sie hatten übrigens mehrere Burgen in der Gegend, namentlich das oben erwähnte Dickener Schloß, von denen nur noch die zu Waldeck selbst als Ruine besteht.

Ein Ortwin von Waldeck und sein gleichnamiger Sohn erscheinen um 1140 (Cod. Hirsaug. 50b), Conrad von Waldeck 1152 (Schannat Episc. Wormat. 2, 76), Alberte von Waldeck 1167. 1207 (Wirt. Urk. Buch 2, 155, 363), Albert und Volmar, Gebrüder 1252

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)